Das Rosinenbrötchen erscheint mir als eines der letzten Kleinode unserer Zeit. Lachs und Hummerschwanz gibt's ja bereits bei Feinkost Albrecht, vulgo ALDI. Aber das Bäckerei-Rosinenbrötchen ist die letzte Bastion des hochpreisigen Genusses: stolze 0,56 bis 0,80 EUR (pro Stück). Doch: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Milchbrötchen und einem günstigeren Rosinenbrötchen?
Man errät es vielleicht selbst.
Ich will mich jetzt mal als Rosinenzähler (Kunstwort aus Korinthenkacker und Erbsenzähler) betätigen: Ein Rosinenbrötchen enthält ganze 20 Rosinen und ist dafür im Durchschnitt 0,09 EUR teurer als ein Milchbrötchen. Das ergäbe aber hochgerechnet auf eine 250 g-Tüte Aldi-Rosinen einen Preis von 2,82 EUR, ich war so frei, das mal zu ermitteln. Eine solche Tüte ALDI-Rosinen kostet aber tatsächlich nur 0,29 EUR.
WTF? Wo ist jetzt mein Denkfehler?
Aber mal was Anderes: Was macht Claudia Bertani von Ferrero eigentlich im Winter, wenn sie nicht mit den Argusaugen der Kennerin die Kirschen einzeln am Baum beobachten muß? Wenn "Mon Cheri" mal gerade ausnahmsweise keine Pause macht? Also wenn man gerade dabei ist, die Hochleistungs-Kirschen industriemäßig in Likör zu ertränken und die Kirschenleichname in Schokolade einzusperren?
Vielleicht kümmert sich dann die hochqualifizierte Fachfrau um die Trocknung von Jahrgangs-Piermont-Rosinen, die dann, aber auch nur dann, wenn sie sich qualitativ in allerhöchsten Gefilden bewegen, von blinden puertoricanischen Fischerfrauen zu je 21 Stück (da ist man nicht knauserig) in Handarbeit in Milchbrötchenrohlinge gepopelt, pardon appliziert werden.
Diese extreme Qualität hat halt ihren Preis.
Mit getrockneten Trauben hat das schon lange nichts mehr zu tun. Aber das ist ja wie bei den "byzantiner Königsnüssen", "Kabua-Kakao" oder "Carmagnola-Minze"!
Ach so.