Wenn man mit mehreren Mietparteien in einem Haus lebt, kann man seine Mitbewohner schon dadurch besser kennen lernen, indem man den Müll in den Keller herunterbringt.
Erster Stock ist zum Beispiel der Meinung, dass man Pizza-Kartonage unzerlegt in das Altpapier geben kann (Rechnung mit korrekt geschriebenem Namen lag anbei. Bei mit steht auf dem Lieferschein immer "Müllekau" als Name des Bestellers - grrr!). Bei einem Gespräch im Hausflur beschwerte sich der junge Herr aus dem ersten Stock indes mir gegenüber darüber, dass die Altpapiertonne des Hauses ja leider grundsätzlich dramatisch überfüllt sei! Da ich die 65 noch nicht erreicht habe, klärte ich ihn freundlicherweise nicht über die Zusammenhänge auf, machte mir aber eine mentale Notiz: Erster Stock - schizophren.
Im grünen Punkt-Müll entdeckte ich heute beim Müll runterbringen - korrekt entsorgt - eine Styroporschale des Pizza- & China-Bringdienstes "Grill Center" (Gathe 42, 42107 Wuppertal, Link), der angeblich wohl auch einen ganz passablen Apfelstrudel zaubert... Auf der Schale stand in rotem Edding "H30". Ich meine: hey! "H1" ist sowas wie Hühnchen mit Gemüse, dann über "H2" Hühnchen süßsauer mit Ananas, "H3" Hühnchen mit Morcheln und Knoblauch usw., usf., ich komme aber beim besten Willen nur bis maximal "H14" und da habe ich schon so abwegiges Zeug wie "Wasserkastanien" und "schwarze Bohnensauce" in Betracht gezogen.
"H30": ein gruseliges Mysterium - brrr!
Es wird wohl für immer ein ungelöstes Rätsel bleiben, wer hier im Haus "Voodoo-Hühnchen mit Polonium und Werwolftränen" bestellt hat.
Ich bleibe wachsam.
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Samstag, 18. Mai 2013
H30
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Mittwoch, 31. Oktober 2012
Der Anwohner hat es in der Hand
goo.gl/7yJSV |
So könnte das ewig weitergehen!
Doch ach!
[Tor 1: Golfplatz]
Lumpen wollten in Wuppertal aus dem „Scharpenacken“ (Link), einem ehemaligen Truppenübungsgelände, einen Golfplatz machen! Golfplatz!! Herrgott!!! Schon die Jahreszeiten stellen ja eine unerwünschte Varianz in der gewollten Eintönigkeit des Daseins dar! Veränderung droht. Hui! Nachher fliegen einem noch Golfbälle in den Zierteich! Oder Fremde parken auf der Straße! Fremde!! Unvorstellbar.
Und weil die Kinder aus dem Haus sind und man außer Unkraut jäten ja sonst nix zu tun hat, ist Advocard auf einmal Anwalts Liebling und es werden 150 Leserbriefe an lokale Zeitungen geschrieben – um denselben Pöbel aufzuhetzen, den man sich jahrzehntelang erfolgreich mit Mauer, Zaun und Videoüberwachung von der Pelle gehalten hat.
(Für „Pöbel aufhetzen“ möchte ich gerne den Neologismus „aufpöbeln“ einführen.)
Vielleicht reicht es ja auch für eine Bürgerinitiative. Was soll ich sagen: Die Verhinderung des Golfplatzes war ein voller Erfolg! Es wurde mit Rotkäppchen-Schaumwein angestoßen!
Dann war wieder alles wie immer – der Traum eines jeden Anwohners.
So hätte das ewig weitergehen können!
Doch ach!
[Tor 2: Windkraft]
Die Lumpen waren nicht untätig! Jetzt wollten sie auf dem „Scharpenacken“ Windkraftanlagen errichten! Windkraftanlagen!! Herrgott!!! Sind die irre? Ja, im Prinzip hat man nichts gegen saubere Energie, auch nicht gegen Windkraft, aber doch nicht „nebenan“! Das mindert ungünstigstenfalls den Wert des Wohneigentums! Da schrillen ja alle Alarmglocken. Und völlig geräuschlos sollen die ja auch nicht sein! Und wenn man nur einen Hund hätte, dann könnte man eventuell nicht mehr ungestört… oder so.
Zack! Bürgerinitiative, 300 Leserbriefe, den Nächsten aufgepöbelt.
Was soll ich sagen: Die Verhinderung der Windkraftanlagen war ein voller Erfolg! Der Rotkäppchen-Schaumwein floss in Strömen!
Dann war wieder alles wie immer – der Traum eines jeden Anwohners.
So hätte das ewig weitergehen können!
Doch ach!
[Tor 3: Justizvollzugsanstalt - der ZONK!]
Die Lumpen holten aus zum finalen Todesstoß – dem ZONK!!! Jetzt sollte in der Nachbarschaft eine Jugend-Justizvollzugsanstalt entstehen! Verbrecher!! Kraisch!!! Ja, dem Verbrechen muss Einhalt geboten werden, aber doch nicht hier bei uns! Der Wert des Wohneigentums ist im freien Fall! Man würde die Hütte nicht mal mehr für 1,00 EUR bei EBAY loswerden, wenn hier ein Zuchthaus voller dreckiger Verbrecher gebaut würde! Im Falle eines Ausbruchs oder einer Massenrevolte wäre niemand mehr seines Lebens sicher! Niemand!!
Zack! Bürgerinitiative, 900 Leserbriefe, den Nächsten aufgepöbelt, alles aus dem Effeff, gekonnt ist gekonnt. Jetzt hatte man sogar „Amphibienarten aus unterschiedlichen Familien der Ordnung Schwanzlurche“ auf dem Gelände der zukünftigen Anstalt gesichtet und den Slogan „Molche statt Strolche!“ geschmiedet und auf Plakate geschrieben.
Doch ach! Nichts, was bisher geholfen hatte, half! Weder die irrsinnige Anzahl von Leserbriefen noch der hoch-originelle Molch-Slogan noch durch pöbelnde Rentner initiierte tumultartige Szenen bei Informationsveranstaltungen!
Jetzt heulten Himpelchen und Pimpelchen Rotz und Wasser und wollten doch so dolle gerne einen Golfplatz, gerne auch mit Windkraftanlagen haben!
Zu spät.
Hart aber fair.
P.S.: Im nächsten Level soll in Wuppertal in einem Wohngebiet eine forensische Klinik für psychisch kranke Straftäter entstehen (Link). Sollte das noch abwendbar sein, wird man alternativ eine Chemiewaffenfabrik ansiedeln wollen und wenn der Anwohner die auch nicht haben will, dann kommt eben als ZONK definitiv ein Atommüll-Endlager nach Wuppertal.
Der Anwohner hat es in der Hand.
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Dienstag, 27. Juli 2010
Undezente Geschäfte
Mir direkt gegenüber in einer Dachwohnung wohnt der vielleicht faulste Dealer westlich vom Pecos.
Er hat es in fünf Jahren nicht über sich gebracht, seine Haustürklingel reparieren zu lassen, sodass seine Botenjungen - die ich Lolek und Bolek nenne - immer ohrenbetäubende Pfiffe ausstoßen müssen, um sich bemerkbar zu machen. Dies tun sie mitten auf der Straße stehend. Spätestens jetzt weiß die halbe Gegend bescheid. Wenn Lolek und Bolek sich nicht Gehör verschaffen konnten, beginnen sie mit starkem Akzent, den Dealer ihres Vertrauens zu rufen: "Dhomasch! --- Dhomasch!!!"
Hey! Es gibt auch im Baumarkt selbstklebende Funk-Haustürklingeln zu kaufen. Ich habe schon mal überlegt, als mir das mit der Pfeiferei etwas zu viel wurde, ihm eine zu schenken, aus guter Nachbarschaftlichkeit. Aber er hätte es vermutlich nicht geschafft, sie anzubringen. Er hat ja auch kaum Zeit, so ohne Job, als von Hartz IV lebender Nachtmensch quasi.
Wenn Lolek und Bolek Glück haben, streckt Thomas K. nach dem ersten Pfiff seinen Kopf zum Fenster heraus um zu schauen, was so geht. Schnell wird man sich mit einigen Fingerzeichen handelseinig. Jetzt könnte Thomas K. Lolek oder Bolek die Tür öffnen, oder er könnte herunterkommen. Doch das wäre ja mit minimalen Mühen verbunden. Stattdessen ist es doch viel bequemer, die Ware in ein Papierchen zu wickeln und aus dem Fenster in den Vorgarten zu werfen! Lolek oder Bolek krauchen dann durch die Botanik und sacken die Droge im Papierchen ein.
Nur doof, dass in dem Haus außer "Dhomasch" noch ein halbes Dutzend andere Menschen leben, die das an den Fenstern alles live mitbekommen. Ganz zu schweigen von den ganzen Leuten, die gegenüber wohnen. Zuletzt ziehen die Kuriere auf jeden Fall zu Fuß oder mit BMX-Rad los in Richtung Stadt, das Zeugs zu verticken.
Letzten Dienstag haben Lolek oder Bolek zwar das Papierchen finden können, aber der wertvolle erdbraune Inhalt war in den erdbraunen Vorgarten geplumpst.
Total doof!
"Dhomasch" hatte in seiner Dach-Kemenate ausgeharrt, um dann Punkt Mitternacht mit einer starken Taschenlampe das Gartenstück total unauffällig Zentimeter für Zentimeter zu ergrellen. Ich habe ihm kichernd ein wenig bei seinen Bemühungen zugesehen, musste aber dann doch schlafen gehen. Da hatte der Vogel endlich mal was getan für sein Geld!
Ein Drogenhund hätte ihm sicher ganz toll weiterhelfen können!
Wirklich doof, dass Dealerei von Dezenz lebt.
"Dhomasch" ist in seinem "Job" so unauffällig wie ein Marktschreier.
Ich will ja glauben, der Vogel vertickt nur Shit.
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Dienstag, 13. Juli 2010
Sommer! - Teil 2
Das Fenster Tag und Nacht mindestens aufgekippt - da weiß man, wo man wohnt!
Samstag morgens um 6.30 Uhr knallen juvenile Motorsportfans mit viel Enthusiasmus, Sportauspuff und 45 PS VROOOOOOM!!! unter meinem Fenster vorbei in Richtung Schwarzarbeit, an der Pioneer-Anlage alle Knöpfe auf '10' - UFZ-UFZ-UFZ!!! Um 8.40 Uhr startet mein mit geistigen Gaben nicht gerade allzu gesegneter Herr Nachbar seine Schlagerparade - Hossa! - jetzt auch von Fenster zu Fenster. Gerade bin ich mit rotgeäderten Augen wieder weggenickt, den allgegenwärtigen "Chor der Verdammten" (Rasenmäher, Rasenkantenschneider und Heckenscheren) ignorierend, da krallt sich roten Fußes eine Taube in die Dachrinne, rülpst ihr geistloses Gru-hu -- gru-hu -- gru-hu! exklusiv in mein Fenster. Nach einer Viertelstunde fliegt das Kackteil von dannen, natürlich mein Auto dabei vollscheißend.
Hauptsache ich werde wahnsinnig.
Samstag morgens um 6.30 Uhr knallen juvenile Motorsportfans mit viel Enthusiasmus, Sportauspuff und 45 PS VROOOOOOM!!! unter meinem Fenster vorbei in Richtung Schwarzarbeit, an der Pioneer-Anlage alle Knöpfe auf '10' - UFZ-UFZ-UFZ!!! Um 8.40 Uhr startet mein mit geistigen Gaben nicht gerade allzu gesegneter Herr Nachbar seine Schlagerparade - Hossa! - jetzt auch von Fenster zu Fenster. Gerade bin ich mit rotgeäderten Augen wieder weggenickt, den allgegenwärtigen "Chor der Verdammten" (Rasenmäher, Rasenkantenschneider und Heckenscheren) ignorierend, da krallt sich roten Fußes eine Taube in die Dachrinne, rülpst ihr geistloses Gru-hu -- gru-hu -- gru-hu! exklusiv in mein Fenster. Nach einer Viertelstunde fliegt das Kackteil von dannen, natürlich mein Auto dabei vollscheißend.
Hauptsache ich werde wahnsinnig.
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Donnerstag, 7. Januar 2010
Heimat 12 - Nö
Als ich seinerzeit in meine Wohnung zog, begab es sich, dass sich das Anbringen der Küchenhängeschränke etwas verzögerte. Plötzlich war es 22:01 Uhr. Es waren noch zwei Löcher zu bohren, dann wäre alles fertig gewesen. Als ich den Bohrer ansetzte, kam mahnendes Klopfen aus der Nachbarwohnung. Mist! Um es mir nicht schon beim Einzug mit der mir noch unbekannten Nachbarschaft zu verscherzen, musste ich leider meinen helfenden Bruder nach Hause schicken.
Ich sollte diese spezielle Nachbarin noch kennenlernen.
So lag ich eines Tages auf meinem Liegestuhl auf meiner Gartenparzelle und genoss die Sonne. Die Nachbarin, gepflegt, Mitte bis Ende 50, scharwenzelte angelegentlich heran und zwang mir dann ein Gespräch auf, das ich mir im Anschluss in etwa notiert habe:
Nun hat einer der grenzdebilen Trolle, die sie für die grobe Gartenarbeit einsetzt, Ende Oktober ihren Benzinrasenmäher draußen hinter dem Gartenhäuschen stehen lassen, anstatt ihn wieder in den Keller zu schieben.
Jedes Mal, wenn ich aus dem Toilettenfenster sehe, betrachte ich den Mäher im Wandel der Jahreszeiten - zurzeit mit Schneehaube - und denke so bei mir: "Autsch, das tut dem jetzt mal gar nicht gut!"
Die Überlegung wäre, die Nachbarin davon in Kenntnis zu setzen.
Doch ich sage mir lächelnd jeden Tag auf's Neue: Nö.
Ich sollte diese spezielle Nachbarin noch kennenlernen.
So lag ich eines Tages auf meinem Liegestuhl auf meiner Gartenparzelle und genoss die Sonne. Die Nachbarin, gepflegt, Mitte bis Ende 50, scharwenzelte angelegentlich heran und zwang mir dann ein Gespräch auf, das ich mir im Anschluss in etwa notiert habe:
"Ich bin ja direkt raus, ich sach immer, wat ich denke. Da kommen se normalerweise alle prima mit klar. Ich bin ja nich von hier, mein Mann, der kam von hier. Der hatte nen Tumor hier an der Stelle im Kopf, der hat mich nachher nich mehr erkannt. Meine Verwandschaft sitzt alle in Essen, die wollten auch immer, dat ich zu denen zieh, nach'm Tod von mein'm Mann, da sind die Leute auch viel herzlicher wie hier, nich so stur, aber ich sach denen immer: ich bleib, hier hab ich mein Garten un alles.Ich raunte hie und da ein paar Entsetzenslaute, die sie als Zustimmung fehlinterpretierte. Lautäußerungen meinerseits waren in diesem Monolog ohnehin nicht vorgesehen. Dann rauschte sie davon.
Die Herbstzeitlosen – herrlich! Hanä, abber dat macht alles auch viel Arbeit, manchmal weiß ich ja nich, wenn de Blagen hier alles kaputttrampeln, da könnt ich reinhauen. Sind ja auch viel Türkenblagen un so, die kennen so wat ja alle nich. Da kann mer ja nix sagen, sons hasse direkt de ganze Sippe am Hals, mit em Messer un alles.
Bäh, kuckense!, de Türken, die ham schon wieder en Blag angesetzt, jedes Jahr dat gleiche, wat anders können die auch nich! Un et Treppenhaus sieht aus! Un en Fernseher ham die laufen - Tag un Nacht, in einer Lautstärke!, aber alles son fremdländisches Geplärre, die ham ja ne Riesenschüssel am Dach! Wir ham sowat nich. Wir könn uns so wat gar nich leisten. Un die verdammten Blagen von denen machen einen unglaublichen Lärm und Dreck, dat is denen doch ganz egal, die hauen bald sowieso wieder ab, un wir können solange sehen. Im Garten machen die ja nix, reine gar nix, kuckense, dat blüht jetz schon alles widder, un wir kriegen de Samen ab, dat wird doch alles hergeweht – kuck, da fliecht schon wat! Löwenzahn un so, noch und nöcher. Dat is denen sowat von egal. NIX machen die, NIX!
Ich weiß gar nich, ob die überhaupt deutsch sprechen. Ich würd ja gerne doch mal in so ne Wohnung kucken. Die von de Wohnungsbaugenossenschaft, die tun immer nur ein Ausländer in jedem Haus, könnense sich ja vorstellen, wie dat sons alles aussäh. Gott-o-gott-o-gott! Da könnste sons nie widder vernünftig drin leben. Dat käm ALLES runter, in Nullkommanix, ALLES!"
Für diese Nachbarin schob ich den Regler meiner Menschenbewertungsskala ein klitzekleines bissi nach unten.
Nun hat einer der grenzdebilen Trolle, die sie für die grobe Gartenarbeit einsetzt, Ende Oktober ihren Benzinrasenmäher draußen hinter dem Gartenhäuschen stehen lassen, anstatt ihn wieder in den Keller zu schieben.
Jedes Mal, wenn ich aus dem Toilettenfenster sehe, betrachte ich den Mäher im Wandel der Jahreszeiten - zurzeit mit Schneehaube - und denke so bei mir: "Autsch, das tut dem jetzt mal gar nicht gut!"
Die Überlegung wäre, die Nachbarin davon in Kenntnis zu setzen.
Doch ich sage mir lächelnd jeden Tag auf's Neue: Nö.
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Montag, 21. Dezember 2009
Heimat 10 - Winterdienst
Natürlich habe ich laut Hauskalender nur Winterdienst, wenn es sich auch lohnt.
Nachdem mich das pingelige, nachbarschaftliche Gekratze ab 6.15 Uhr zermürbt hatte, schwinge ich mich mit rotgeäderten Augen aus dem Bett, dann schwinge auch ich den Schieber.
Im Anschluß daran mache ich mich an die Befreiung meines Autos. Der Wagen steht ca. 100 m weiter die Straße rauf als sonst. Der Gehweg vor dem Haus an dem ich parke, ist penibel auf eine Breite von 59,4 cm (2x Länge A4) geräumt, akkurat!
Rentner, vermutlich.
Ich stakse also durch den von Schneepflügen mutwillig zusammengeschobenen Mist rund um mein Auto und entschneee es (hübsch so mit drei e!). Dabei sind auch wohl im Eifer des Gefechts 2,3 g Flöckchen auf den geräumten Bereich geraten. Während ich also noch an der Frontscheibe herumkratze, öffnet sich hurtig die Tür des zum Bürgersteig gehörigen Domizils. Da hätte ich natürlich schon beim Parken drauf achten müssen: Niemals vor dem Haus deutscher Spießer-Rentner! So Leute hängen ja ständig am Fenster.
"Sie machen den Bürgersteig voll", quakt der rüstige Herr, perfekt rasiert im gebügelten Freizeitanzug (sprich: "Yogga"). Ich stutze, lasse von meiner unerquicklichen Tätigkeit ab, schaue mich um.
Ah, 2,3g, die die mit dem Lineal gezogene Akkuratesse nun grotesk verunstalten!
Hihi!, denke ich noch.
"Ah, ja, Entschuldigung", sage ich stattdessen. 'Ehre das Alter' und so. Das reicht aber nicht. Der Herr beobachtet jetzt mit geschultem Auge jede meiner Bewegungen, wartet wohl drauf, dass ich mit einem Matchbox-Schneeschieber das Micro-Desaster wieder richte, in mir brodelt es, ein genetisches Erbe väterlicherseits.
"Wenn es jetzt zu schneien anfängt, stellen Sie sich dann mit 'nem Schirm auf den Bürgersteig?", frage ich meines Erachtens völlig berechtigterweise.
"Unverschämtheit!", blökt der Koronargefährdete, er mache hier nicht alles so ordentlich, damit jemand alles wieder voll mache.
Alles!
2,3 g!
"Ich ruf' beim Ordnungsamt an!", zetert die hinzugekommene Gattin.
"Ich bitte darum!", belle ich zurück.
"Außerdem können Sie ja demnächst woanders parken", poltert der Gatte.
*brodelbrodel*
"Sie können ja auch umziehen!", schlage ich nur logisch vor.
"Dat is' Eigentum, dat is' nich' zur Miete ... Unverschämtheit, murmelmurmel", kreischt die Gattin. Das Rentnerehepaar entfleucht ins Haus, man glotzt nun aus den Fenstern, und beobachtet mich, als schändeten draußen die Hell's Angels diverses Nutzvieh.
Im Grunde können sie mir dankbar sein, weil ich für mindestens drei Tage Abwechslung in ihr ansonsten ereignisloses Dasein gebracht habe.
Nachdem mich das pingelige, nachbarschaftliche Gekratze ab 6.15 Uhr zermürbt hatte, schwinge ich mich mit rotgeäderten Augen aus dem Bett, dann schwinge auch ich den Schieber.
Im Anschluß daran mache ich mich an die Befreiung meines Autos. Der Wagen steht ca. 100 m weiter die Straße rauf als sonst. Der Gehweg vor dem Haus an dem ich parke, ist penibel auf eine Breite von 59,4 cm (2x Länge A4) geräumt, akkurat!
Rentner, vermutlich.
Ich stakse also durch den von Schneepflügen mutwillig zusammengeschobenen Mist rund um mein Auto und entschneee es (hübsch so mit drei e!). Dabei sind auch wohl im Eifer des Gefechts 2,3 g Flöckchen auf den geräumten Bereich geraten. Während ich also noch an der Frontscheibe herumkratze, öffnet sich hurtig die Tür des zum Bürgersteig gehörigen Domizils. Da hätte ich natürlich schon beim Parken drauf achten müssen: Niemals vor dem Haus deutscher Spießer-Rentner! So Leute hängen ja ständig am Fenster.
"Sie machen den Bürgersteig voll", quakt der rüstige Herr, perfekt rasiert im gebügelten Freizeitanzug (sprich: "Yogga"). Ich stutze, lasse von meiner unerquicklichen Tätigkeit ab, schaue mich um.
Ah, 2,3g, die die mit dem Lineal gezogene Akkuratesse nun grotesk verunstalten!
Hihi!, denke ich noch.
"Ah, ja, Entschuldigung", sage ich stattdessen. 'Ehre das Alter' und so. Das reicht aber nicht. Der Herr beobachtet jetzt mit geschultem Auge jede meiner Bewegungen, wartet wohl drauf, dass ich mit einem Matchbox-Schneeschieber das Micro-Desaster wieder richte, in mir brodelt es, ein genetisches Erbe väterlicherseits.
"Wenn es jetzt zu schneien anfängt, stellen Sie sich dann mit 'nem Schirm auf den Bürgersteig?", frage ich meines Erachtens völlig berechtigterweise.
"Unverschämtheit!", blökt der Koronargefährdete, er mache hier nicht alles so ordentlich, damit jemand alles wieder voll mache.
Alles!
2,3 g!
"Ich ruf' beim Ordnungsamt an!", zetert die hinzugekommene Gattin.
"Ich bitte darum!", belle ich zurück.
"Außerdem können Sie ja demnächst woanders parken", poltert der Gatte.
*brodelbrodel*
"Sie können ja auch umziehen!", schlage ich nur logisch vor.
"Dat is' Eigentum, dat is' nich' zur Miete ... Unverschämtheit, murmelmurmel", kreischt die Gattin. Das Rentnerehepaar entfleucht ins Haus, man glotzt nun aus den Fenstern, und beobachtet mich, als schändeten draußen die Hell's Angels diverses Nutzvieh.
Im Grunde können sie mir dankbar sein, weil ich für mindestens drei Tage Abwechslung in ihr ansonsten ereignisloses Dasein gebracht habe.
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Samstag, 12. Dezember 2009
ru24 Mysterium 3/Heimat 9: Voodoo
Als ich in meine Wohnung zog, wohnte unter mir ein Herr. Der Herr war Ende 50, allein stehend, er war Träger einer mächtigen Jaruzelski-Hornbrille und trug, wenn er in den Garten ging um etwas auszuzupfen, einen Cord-Hut mit Delle und einen grauen Kittel. Alles in allem sah er aus wie "der Trainer" (Link), der Kumpel von Herbert Knebel. Sobald er den Garten betrat, stöpselte er einen Kassettenrecorder an den Hausstrom. Dieser spielte dann auf Auto-Reverse urdeutsche Volksmusik. Wenn ich mein Küchenfenster "auf Kipp" hatte, was im Sommer quasi immer der Fall war, dann drang "Im Grunewald ist Holzauktion" zu mir herauf und fraß an meinem Gehirn. Dann kam der "Zillertaler Hochzeitsmarsch", danach die "Bergvagabunden" und "Unter dem Doppeladler". Um mein Gehirn in Sicherheit zu bringen, seine strukturelle Integrität zu wahren, musste ich das Fenster schließen, geradezu ideal um zu schwitzen und ein bisschen zu ersticken.
Die Hochsommer-Wochenenden waren am schlimmsten!
Eines Tages stand ich am mal wieder geschlossenen Fenster und starrte mit blutunterlaufenen Augen in den Garten, der unter einem perfekten, blauen Himmel da lag. Zwei Kohlweißlinge gaukelten durch die Luft. Alle Rasenflächen waren perfekt manikürt. Der Herr Nachbar hatte eine Leiter an sein rustikales Gartenhäuschen gestellt, um es neu zu decken. Die Leiter hinauf wankte er nach oben, an der Kante rang er um Gleichgewicht, schwang ein Bein über die Kante, derweil die Leiter den Kontakt zum Dach kurzzeitig verlor, dann eierte er über das Dach, schlitterte von hier nach da, hämmerte herum, stieg dann die kippelnde Leiter wieder hinab.
Von der Arbeitssicherheit her war das ein Traum! Ich beobachtete das eine Weile.
"Fall doch vom Dach und brich dir den Hals, Trottel!", murmelte ich, meinte es aber nicht wirklich ernst. Dann verließ ich das Haus.
Als ich am nächsten Tag heimkam und die Haustür aufschloss, öffnete sich gleichzeitig die Wohnungstür des Herrn, allerdings stand da ein mir fremder Mann.
"Sie sind der Herr M.?", fragte er.
"Ja. Und Sie?"
"Das ist die Wohnung von meinem Bruder. Der ist gestern vom Gartenhäuschen gefallen und hat sich den Hals gebrochen! Er liegt im Krankenhaus!"
Leise spielte im Hintergrund meines Kopfes die Melodie von "Twiligt Zone" (Link).
"Ah!", sagte ich, während mein Rückgrat vereiste, "Gute Besserung!"
Einen Monat später war er tot. Er hatte sich geweigert, sich operieren zu lassen und war im Krankenhaus an einer Bettlungenentzündung gestorben.
Hüte dich vor deinen Wünschen, denn sie könnten in Erfüllung gehen.
Die Hochsommer-Wochenenden waren am schlimmsten!
Eines Tages stand ich am mal wieder geschlossenen Fenster und starrte mit blutunterlaufenen Augen in den Garten, der unter einem perfekten, blauen Himmel da lag. Zwei Kohlweißlinge gaukelten durch die Luft. Alle Rasenflächen waren perfekt manikürt. Der Herr Nachbar hatte eine Leiter an sein rustikales Gartenhäuschen gestellt, um es neu zu decken. Die Leiter hinauf wankte er nach oben, an der Kante rang er um Gleichgewicht, schwang ein Bein über die Kante, derweil die Leiter den Kontakt zum Dach kurzzeitig verlor, dann eierte er über das Dach, schlitterte von hier nach da, hämmerte herum, stieg dann die kippelnde Leiter wieder hinab.
Von der Arbeitssicherheit her war das ein Traum! Ich beobachtete das eine Weile.
"Fall doch vom Dach und brich dir den Hals, Trottel!", murmelte ich, meinte es aber nicht wirklich ernst. Dann verließ ich das Haus.
Als ich am nächsten Tag heimkam und die Haustür aufschloss, öffnete sich gleichzeitig die Wohnungstür des Herrn, allerdings stand da ein mir fremder Mann.
"Sie sind der Herr M.?", fragte er.
"Ja. Und Sie?"
"Das ist die Wohnung von meinem Bruder. Der ist gestern vom Gartenhäuschen gefallen und hat sich den Hals gebrochen! Er liegt im Krankenhaus!"
Leise spielte im Hintergrund meines Kopfes die Melodie von "Twiligt Zone" (Link).
"Ah!", sagte ich, während mein Rückgrat vereiste, "Gute Besserung!"
Einen Monat später war er tot. Er hatte sich geweigert, sich operieren zu lassen und war im Krankenhaus an einer Bettlungenentzündung gestorben.
Hüte dich vor deinen Wünschen, denn sie könnten in Erfüllung gehen.
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Samstag, 3. Oktober 2009
Fumm-fumm-fumm, Windrad fumm herum
Der Anwohner an sich lässt sich nieder, grenzt sein Heim mit Mauer, Zaun und Videoüberwachung gegen Verbrechen, Pöbel und Nachbarn ab und möchte, dass dann alles immer so bleibt wie es ist. Schon Jahreszeiten stellen ja eine unerwünschte Veränderung dar. Wenn dann gar eine Windkraftanlage in 1 km Nähe errichtet werden soll, läuft der Anwohner Amok.
Wie jetzt?
Bei uns?
Veränderung droht. Radioaktivität kann man wenigstens nicht sehen oder hören, aber Windkraft? Da kann's schon mal leise 'fumm-fumm-fumm' machen, gar 1) bei bestimmtem tiefen Sonnenstand 2) zu einer bestimmten Jahreszeit und 3) bei klarem Wetter für 8 Minuten und 22 Sekunden flackernde Schatten geben. Hui! Und weil die Kinder aus dem Haus sind und man außer Unkraut jäten ja sonst nix zu tun hat, ist Advocard auf einmal Anwalts Liebling und es werden zusätzlich schwachsinnige Leserbriefe an die Zeitungen geschrieben - um den selben Pöbel aufzuhetzen, den man sich jahrzehntelang erfolgreich von der Pelle gehalten hat.
Windkraftanlagen sind ja auch schlimm! Wie die die Landschaft verschandeln, fast so krass wie die Strommasten! Was die für Geräusche machen, wenn man sich doll drauf konzentriert, extra den Fernseher ausgemacht hat und deswegen gerade nix zu tun hat! Oder man des Nachts nicht schlafen kann, weil man nachmittags ein zweistündiges Nickerchen gemacht hat und dann in die nächtliche Stille auf das leise 'fumm-fumm-fumm' horcht, am Hörgerät alle Knöpfe auf 10. So etwas kann schon zermürben. Könnte aber eventuell eine Kopfsache sein. So ganz eventuell.
Das reicht schon für eine Bürgerinitiative. Und schließlich gibt es auch immer mehr junge Eltern mit Kindern, die gegen Windkraft sind. Die gehen dann mit ihren Kids zur Demo, seht ihr, wir tun was für eure Zukunft! Die Kids werden es danken, da haben sie nämlich was zu reden, später mal im Atombunker.
Dass der Strompreis für die Kilowattstunde bei so was wie 2,00 EUR liegen würde (25x teurer als Windkraftstrom!), wenn man A) die Nebenkosten eines GAUs vom Tschernobyl-Kaliber z.B. für das greise AKW Krümmel in die Stromkosten mit einrechnen würde, das sagt den Demonstrierenden ja niemand. Dass wir derzeit statistisch gesehen alle 60 Jahre weltweit mit so einem GAU rechnen müssen. Und B): Dass die Kosten für die Überführung (Stichwort: "Castoren") und vor allem Endlagerung des ganzen strahlenden Chamottes der AKWs natürlich hinten herum ... *Trommelwirbel* ... Vater Staat und somit der Steuerzahler zahlt!
Aber so etwas will niemand wissen, denn so darf man auch nicht rechnen, das wäre ja pfui!
Außerdem soll ja alles so bleiben wie es ist – basta!
Nun sind wir alle wieder CDU, da braucht sich die Atomlobby ohnehin keine Sorgen mehr zu machen.
Da wird mir ganz warm ums Herz.
Wie jetzt?
Bei uns?
Veränderung droht. Radioaktivität kann man wenigstens nicht sehen oder hören, aber Windkraft? Da kann's schon mal leise 'fumm-fumm-fumm' machen, gar 1) bei bestimmtem tiefen Sonnenstand 2) zu einer bestimmten Jahreszeit und 3) bei klarem Wetter für 8 Minuten und 22 Sekunden flackernde Schatten geben. Hui! Und weil die Kinder aus dem Haus sind und man außer Unkraut jäten ja sonst nix zu tun hat, ist Advocard auf einmal Anwalts Liebling und es werden zusätzlich schwachsinnige Leserbriefe an die Zeitungen geschrieben - um den selben Pöbel aufzuhetzen, den man sich jahrzehntelang erfolgreich von der Pelle gehalten hat.
Windkraftanlagen sind ja auch schlimm! Wie die die Landschaft verschandeln, fast so krass wie die Strommasten! Was die für Geräusche machen, wenn man sich doll drauf konzentriert, extra den Fernseher ausgemacht hat und deswegen gerade nix zu tun hat! Oder man des Nachts nicht schlafen kann, weil man nachmittags ein zweistündiges Nickerchen gemacht hat und dann in die nächtliche Stille auf das leise 'fumm-fumm-fumm' horcht, am Hörgerät alle Knöpfe auf 10. So etwas kann schon zermürben. Könnte aber eventuell eine Kopfsache sein. So ganz eventuell.
Das reicht schon für eine Bürgerinitiative. Und schließlich gibt es auch immer mehr junge Eltern mit Kindern, die gegen Windkraft sind. Die gehen dann mit ihren Kids zur Demo, seht ihr, wir tun was für eure Zukunft! Die Kids werden es danken, da haben sie nämlich was zu reden, später mal im Atombunker.
Dass der Strompreis für die Kilowattstunde bei so was wie 2,00 EUR liegen würde (25x teurer als Windkraftstrom!), wenn man A) die Nebenkosten eines GAUs vom Tschernobyl-Kaliber z.B. für das greise AKW Krümmel in die Stromkosten mit einrechnen würde, das sagt den Demonstrierenden ja niemand. Dass wir derzeit statistisch gesehen alle 60 Jahre weltweit mit so einem GAU rechnen müssen. Und B): Dass die Kosten für die Überführung (Stichwort: "Castoren") und vor allem Endlagerung des ganzen strahlenden Chamottes der AKWs natürlich hinten herum ... *Trommelwirbel* ... Vater Staat und somit der Steuerzahler zahlt!
Aber so etwas will niemand wissen, denn so darf man auch nicht rechnen, das wäre ja pfui!
Außerdem soll ja alles so bleiben wie es ist – basta!
Nun sind wir alle wieder CDU, da braucht sich die Atomlobby ohnehin keine Sorgen mehr zu machen.
Da wird mir ganz warm ums Herz.
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