Sonntag, 23. Oktober 2022

Things we lost (in the fire) - Teil 8: Märchenbücher

Die Höhle von Steenfoll

Als Kind bin ich mit den vier Märchenbüchern Grimm, Bechstein, Andersen und Hauff aus dem Droemer Knaur-Verlag großgeworden. Die Bücher waren allesamt hinreißend illustriert von Ruth Koser-Michaëls, einer Meisterschülerin von Käthe Kollwitz. Viele der Werke (vor allem die von Bechstein und Hauff) sind aus heutiger Sicht zwar so kindgerecht wie Game of Thrones, aber hey: Wenn die Eltern beide im Auto rauchten, während die Kinder auf der Rückbank saßen, dann schadeten ein wenig Mord & Totschlag auch nicht. Außerdem: es gab ja nix, damals!

Bis man selbst lesen kann, ist es ein langer Weg, also musste oft auch Tante Waltraud ran, die aber immer nur die pflegeleichten Grimmschen Märchen vorlas, wenn es Zubettgehzeit war. Dann gab es aber noch Onkel Paul. Er war ein Wahlverwandter, einer, der nicht verwandt war, es aber unbedingt hätte sein sollen. Onkel Paul, Autokennzeichen OP-WZ 35 („Ottersbach Paul, wenig Zeit, 35 Minuten“), nahm sich entgegen seinem Kennzeichen tatsächlich alle Zeit der Welt für uns als Kinder. Erst turnten wir auf ihm herum, dann, wenn es ins Bett ging, gab es auch schonmal drei Märchen hintereinander. Und das waren beileibe nicht immer nur die weichgespülten Klassiker. Mein Lieblingsmärchen war „Der starke Gottlieb“ von Ludwig Bechstein, in dem es mehr als nur hoch her ging.

Dass ich mich später der Fantastischen Literatur zugewandt habe, da bin ich mir sicher, das verdanke ich unter anderem dem unermüdlichen OP und diesen vier Märchenbüchern. Viele der Geschichten, wie „Die Höhle von Steenfoll“ oder „Die Geschichte von dem Gespensterschiff“ (beide Hauff) haben mich bis heute beeinflusst.

Es ist ein großer Mist, dass die Bücher verbrannt sind!

Lichtblick: ich habe von meiner Lieblingsschwiegermutter bereits eine Grimm-Ausgabe geschenkt bekommen. Es geht aufwärts!


Inhaltsverzeichnis der gesamten Serie