Samstag, 31. Mai 2014

Das Grundnahrungsmittel »Brot« erwerben

photo credit: Thomas Hawk via photopin cc
Ich gehöre noch einer Generation an, die noch Bäckereien betritt, um das Grundnahrungsmittel »Brot« zu erwerben. Gerne auch fürs Büro. Vermutlich aber nicht mehr lange. Weil im Supermarkt gibt es auch Brot, aber keine Aufbäckerinnen, was sich mehr und mehr als Plus herausstellt.

Ich stehe also in der so called Bäckerei, die in Wirklichkeit nur eine schnöde Aufbäckerei ist. Ich warte in der Schlange am Tresen und versuche mich während dieser Zeit verzweifelt daran zu erinnern, wie das Brot hieß, das ich vorletztes Mal gekauft habe. Denn das vom letzten Mal war ja nix, aber wie das hieß, weiß ich ja auch nicht mehr. Dann bin ich dran.
»Bittä!«, sagt die Aufbäckerin aka Bäckereifachverkäuferin.
»Ich hätte gerne ein Graubrot!«, sage ich.
»Ham wer nich!«, sagt die Verkaufsmeduse. War klar. WTF ist heutzutage eigentlich mit Bäckereien los? Die können ja nicht mal mehr ›Graubrot‹!
»Umm!«, sage ich, die Wangen aufblasend. Eigentlich möchte ich schlicht und ergreifend ein »Graubrot« käuflich erwerben. Aber so einfach wird es einem ja nicht gemacht. Hier gibt es Elsässer Brot, Überfelder Roggen, Udenhausener Bauernbrot, Ardenner Laib, Berner Wichtel, Sauerländer, Siegerländer, Ur-Eifeler Bauernbrot, Prümtaler Vollkorn fein, Aargauer, Petite Parisienne und viele mehr. Lieber Gott! Ich will doch gerade gar nicht verreisen!
»Ich hätte gerne etwas, was an ›Graubrot‹ herankommt. Ein Brot mit einem Roggenanteil größer 50%. Es soll ein kräftig schmeckendes, dichtes und festes Brot sein - und das meint kleine Bläschen statt großer Blasen im Teig.«
(Glaubt mir, ich weiß schon, warum ich das so genau sage ...)
Es macht ›klack‹, als die Holzaugen der Aufbäckerin mit den aufgemalten Pupillen plötzlich nur Augenweiß zeigen. Hinter ihrer Stirn beginnen drei riesige Zahnräder in Familie-Feuerstein-Optik unrund ineinanderzugreifen, das macht malmende Geräusche. Eine Weile passiert nichts. Die hinter mir in der Schlange Stehenden beginnen unruhig zu hüsteln, derweil Madame ›kalkuliert‹.
Es macht wieder ›klack‹, die Pupillen der so genannten Fachkraft fixieren mich nun wieder.
»Nehmen S'e ’n Hallschlager!«, sagt sie unvermittelt, wischt sich beiläufig mit dem Gummihandschuh angesammelten Speichel aus dem Mundwinkel.
Ich nehme also ein Hallschlager.
Im Büro stellt sich dieses Hallschlager dann als ein fluffiges Weizenbrot mit riesigen Blasen heraus, das ich im Grunde sofort in die Tonne werfen könnte.
Warum?
WARUUUM?

Liebe Bäckereien:
1) Ich will mir fürs Büro gerne ein Graubrot kaufen. Und wenn ihr selbst das schon nicht mehr drauf habt, dann lasst es besser ganz sein.
2) Dann die Namen. Ich kann in 1.000 Eisdielen der Republik gehen und ein Vanille-Eis kaufen, einfach so. Ganz ohne Häckes. Ein Vanille-Eis heißt ja auch nicht in der Innenstadt »Tropic« und fünf Häuser weiter »Yellow Mellow« und in Hessen »Bäbbelsche«. Gehe ich in 1.000 Bäckereien der Republik und will ein Graubrot kaufen, dann müsste ich mir dazu auch noch mindestens drei Dutzend Fantasienamen für die ganzen Graubrot-Look-Alikes und -Pretenders merken.
3) Zuletzt die Aufbäckerinnen. FACEPALM. Die haben es sehr oft leider mal gar nicht drauf. Die könnten einem auch nicht vernünftig Wurst verkaufen. Und auch keine Schuhe. Besser, sie lassen es ganz, das mit dem Verkaufen. Ich will wieder Bäckerei-Fachverkäuferinnen statt ungelernter Aufbäckerinnen. Wie früher.


Update: Neuer Bäckereibesuch, neues Glück. Diesmal haben mir die Medusen ein "Überfelder" angedreht, das ist so was wie ein "Hallschlager", nur nicht ganz so fluffig. Geht auch gar nicht!

Update 2: Nun haben sie mir ein "Altdeutsches Brot" verkauft, das geht schon zu 50% in die richtige Richtung, aber leider kein Vergleich zu einem Graubrot. Ich bleib dran. "Roggenbrote kommen bei uns immer Nachmittags rein." Sicher, sicher.


Mehr Bäckerei: Blogbeiträge


Freitag, 16. Mai 2014

ru24 History 49 - Ölkrise (1973)

Anfang vonne 1970er fuhren de Nachbarsblagen auf nem Kettcar stundenlang durch de ganze Nachbarschaft un bei uns ummet Haus. Dat Tretauto hatte wohl en paar Winter im Freien verbracht, deswegen quietschte et sowat von gottserbärmlich. Dat Gequietsche war so dermaßen schrill, dat et allen im Umkreis quasi ununterbrochen durch Mark un Bein ging, abgesehen vonnen völlig schmerzfreien Piloten! De Blagen aufm Dingen strahlten nämlich wie de Dreckeimer, während se abwechselnd fuhren!
De Queen Mom war et ja schon länger am Planen dran gewesen un eines Tages konnte se nich mehr an sich halten. Da isse mitm Ölkännchen vonne Nähmaschine rausgerannt, hat de gerade noch wild grinsenden Blagen vonm Dingen runtergescheucht und en halbes Kännchen Öl an de strategischen Stellen getan. Währenddessen brüllten de Gören wie am Spieß, so als würden se überm Feuer geröstet. De Bälger hatten in dem Augenblick ihre ganz private "Ölkrise 1973"! De Mutter indes war ungerührt. Sowat focht se ja nich an. Als se fertich war, quietschte an dem Kettcar-Dingen nichmal nix mehr!
Aufgedunsen vonne Heulerei un mit riesigen Rotzglocken annen Nasen zogen de Blagen mitm Gefährt lautlos von dannen. Nu war Ruh.

Niemand hat et Kettcar je wieder zu Gehör oder zu Gesicht bekommen, dat war ja nu auch nich mehr interessant für de Nachbarsblagen, die sich nu en anderet Terror-Hobby zulegen mussten, vielleicht Schlachzeuch spielen oder so.


Samstag, 10. Mai 2014

radikaler DIY-Tipp: Rezept für Spaghetti Bolognese



Das dritte Jahrtausend, die Moderne ist im vollen Gange. Doch immer noch keimt in den Personen meines Umfeldes hie und da der Wunsch auf, Allerweltslebensmittel wie Nudeln oder Pizzateig selbst herzustellen.
Warum?
WARUUUM???
Ich musste schon Menschen, die den ganzen Tag damit zugebracht hatten, so etwas Profanes wie Spaghetti aus Hartweizengrieß selbst herzustellen, darüber aufklären, dass ihre DIY-Sättigungsbeilage ganz genau so schmeckt wie das im PIMPI-Markt gekaufte Pendant. Das führte sukzessive zu Schnuten und Flunschen, meist auch länger. Aber warum bringen mich Menschen auch in diese Lage? Soll ich etwa lügen?
Aktuell plant die Liebste, Pizzateig selbst herzustellen ...


radikaler DIY-Tipp – Rezept für Spaghetti Bolognese:

18 Monate vor der Einladung der Gäste: Kuh mit neugeborenem Rind kaufen und regelmäßig füttern/tränken, Stall ausmisten, Fliegenfänger aufhängen, Vorgang monatelang wiederholen. Nach 1/2 Jahr: 16 Liter Milch abzweigen, diese teilentrahmen.
1 Jahr vorher: Teilentrahmte Milch mit dem Enzym Lab versetzen und nach dem Erwärmen auf 34°C das Käsegranulat mit Tüchern aus der Masse fischen und in bereitgestellte Formen geben. Laibe 22 Tage in gesättigter Salzlake lagern, dann (mindestens) zwölf Monate einkellern. Zwischendurch die Laibe drehen, reinigen.
11 Monate vorher: Ende September Weizen in einem tiefgründigen Boden aussäen, auf eine Saatdichte von 400 bis 500 Körnern pro Quadratmeter achten. Standorte mit Niederschlagsmengen bis maximal 500 Millimeter sind geeignet. Dem für die Landwirtschaft zuständigen Aztekengott Xipe Totec ein paar Sklaven opfern. Die Ernte findet dann im Hochsommer des auf die Aussaat folgenden Jahres statt. Korn dreschen. Körner trocknen, im Mörser zerstoßen. Mehl mit Ei, etwas Wasser und Himalaya-Salz vermischen. Masse so lange durchkneten, bis ein glatter, formbarer Teig entsteht. Teig zu einer Kugel formen, mit einem Tuch bedeckt 30 Minuten ruhen lassen. Die Teigkugel mit der Nudelmaschine ausrollen, die Walzenstärke von Mal zu Mal verringern. Mit dem Vorsatz an der Nudelmaschine den wirklich dünnen Teig dann in schmale Nudeln schneiden.
9 Monate vorher: Februar: Tomatensamen in einem kleinen Gewächshaus auskeimen lassen. Juni: die Tomatenschösslinge können jetzt ins Freie gesetzt werden, diverse Pflegearbeiten. Juli: Pflanzen an Stützstangen befestigen, beschneiden. August: düngen! September: Boden um die Tomatenpflanzen mit Vlies abdecken. Oktober: Ernte.
6 Monate vorher: Steckzwiebeln im April pflanzen. Unkraut immer wieder gründlich entfernen. Regelmäßiges Wässern ist bei Trockenheit erforderlich. Die Ernte erfolgt, wenn das Laub der Zwiebeln zu etwa 2/3 gelb verfärbt und umgefallen ist.
3 Monate vorher: Basilikum und Oregano aussäen, regelmäßig gießen, morgens um 5.00 Uhr Schnecken ablesen, Vorgang wiederholen. Oregano auf der Fensterbank trocknen.
1 Woche vorher: Gäste einladen. Exoten und Sonderlinge wie Vegetarier und Gluten-Allergiker sind dringend auszusparen.

Der große Tag: Überschüssige Teile am Rind entfernen, Rest mahlen und kalt stellen. Enthusiasten können noch Talg-Kerzen aus Rindertalg ziehen – für die romantische Note.
Rinderhack und grob gehackte Zwiebeln in der Pfanne anbraten, gewürfelte Tomaten und Himalaya-Salz hinzugeben und vor sich hinköcheln lassen. Getrockneten Oregano mörsern und einstreuen. Nudeln in Himalaya-Salzwasser kochen und abschütten. Gästen Leitungswasser ausschenken (Rotwein wäre nun wirklich zu aufwendig gewesen), Nudeln auf die Teller geben, Soße hinzu. Parmesan frisch vom Stück darüber reiben. Teller mit Basilikumblättern dekorieren.
Bon appetit!

Nach Verabschiedung der Gäste wimmernd zusammenbrechen.
Nudeln wieder im Supermarkt kaufen.


Dienstag, 29. April 2014

Antike vs. Real Life



Neulich im ALDI standen, einer Phalanx nicht unähnlich, zwei unterdurchschnittlich charismatische Damen mitsamt ihren Einkaufswagen mitten im Weg herum und lasen sich mit monotonen Stimmen gegenseitig ihre Einkaufszettel vor. Ein klassischer Fall von "WTF?"

Doch statt irgend etwas dagegen zu unternehmen, kann man ja auch einfach einen Blogbeitrag verfassen - ein Hoch auf die Moderne!

Aber: Wie wäre man in der Antike mit dererlei Schrecknissen verfahren?

  • Ein Herakles hätte einen Fluss umgeleitet und dessen klare Fluten in die neonbeleuchtete, höhlenartige Ödnis gelenkt, den Handelsort einem Augiasstall gleich von dem schröcklichen Hindernis zu reinigen.
  • Göttervater Zeus hätte einen Donnerkeil zwischen die Medusen getrieben, sie in alle Winde zu zerstreuen, auf dass sie wie von Furien gehetzt gen Horizont flöhen
  • Ein Danaer hätte den Damen Gutscheine für "1 Woche Spa und Wellness im Hotel Prokrustes" überreicht und die in helle Aufregung versetzten so zum sofortigen Aufbruch bewegt.
  • Ein Odysseus hätte sich ob der tödliche Belanglosigkeiten emittierten Damen Wachspropfen in die Ohren gestopft und sich an einen Einkaufswagen gekettet von seinen Getreuen weiträumig an Scylla und Charybdis vorbeilavieren lassen.
  • Charon, der finstere Fährmann, der die Toten über den Totenfluss Styx setzte, damit sie in das Totenreich (Hades) gelangen konnten, hätte den Einkaufswagen der Damen die Pfandmünzen entrissen und die Schwafelnden kurzerhand  für diesen Obolus gen Unterwelt verschifft.
  • Ein Prometheus hätte, unter dem Vorwand, der Menschheit das Feuer zu bringen, die Damen mit einer Fackel elegant in Brand gesteckt.
  • Ein Pyrrhus hätte die salbadernden Damen mit Heeresmacht aus dem ALDI vertrieben, um dann später festzustellen, dass sie nun auf dem Parkplatz labernd seinen Streitwagen blockieren und er deswegen nicht rechtzeitig zum Triumphzug kommt.



Mittwoch, 23. April 2014

Reißt euch mal am Schlüpper!



Der größte Markenschuh-Hersteller der Welt, die Firma Yueyuen in der chinesischen Stadt Dongguan (Provinz Guangdong) hat 423.000 Beschäftigte (Stand 2012). Das sind in etwa soviel Leute, wie in Bonn und Recklinghausen zusammen wohnen. Im vergangenen Jahr liefen dort 313 Millionen Paar Schuhe der Marken Adidas, Puma, Asics und Nike vom Band, also theoretisch für jeden Amerikanischen Staatsbürger ein Paar.
Jetzt wird der Laden bestreikt, damit die Mitarbeiter gesetzlich vorgeschriebene Sozialleistungen auch wirklich bekommen.
WTF?
Wenn diese Irren noch lange herumspacken, dann werden wir alle bald barfuß herumlaufen! Oder schlimmer, wir müssen bald alle heimisch produzierte Birkenstocks tragen! Schon bei dem Gedanken, eine "Zehensandale" tragen zu müssen, bricht mir der Schweiß aus allen Poren!
Derer Kinesen sollen dringend ihre Truppen entsenden und dem Irrsinn ein möglichst blutiges Ende bereiten!

Nachher kommen die auch bei Foxconn noch auf komische Ideen, das könnte das irgendwann im Laufe des Jahres 2014 sehnlichst erwartete iPhone 6 verzögern, gar verteuern - undenkbar!
Herrgott! Reißt euch mal am Schlüpper!


Freitag, 11. April 2014

Grafikdesigner vs. Kunde

My new iMac
Grafikdesigner sind immer am Puls der Zeit – »Flat Design«: yeah!, Helvetica: Halleluja!, Arial: mopper!, Comic Sans: Augenkrebs!, Weißraum: wichtig!, responsive Design: aber sicher!, »Schriftarten mixen«: nur zwei aber bitte eine mit/eine ohne Serifen, usw.

Seltsamerweise haben Grafikdesigner fast immer »Kunden aus der Hölle«.
Und wenn man die Kunden fragt, haben die immer »Grafikdesigner aus der Hölle«.
Das ist doch komisch ...

Menschen, die digital fotografieren, oder auch schon mal etwas mit Grafik am PC gemacht haben, kennen Pixel. Ein Bild hat die Abmessungen von x mal y Pixel. Ein Bildschirm hat eine Auflösung von x mal y Pixel. Deshalb verwenden Grafikdesigner lieber die Einheit dpi (dots per inch). Das verunsichert und bleibt auch nach langatmigen Erklärungen für den Kunden unangenehm diffus, schafft Raum zur Einschüchterung. dpi, das ist, als würden deutsche Klempner noch mit der altägyptischen Königselle arbeiten und Schreiner mit Klafter – weil sie es können!
Der Kunde des Grafikdesigners hat von solchen Dingen keinen Schimmer. Der kennt bestenfalls »Pixel« und hat mal »in einem Blättchen« eine Werbeanzeige geschaltet, von der er irgendwo noch ein Bild rumfliegen hat – damals ging es doch auch! Und nur für den Fall, dass er »dpi« kennt: Der Grafikdesigner kann auch anders! Wie wäre es mit lpi (lines per inch)?
Einheiten, mit denen Normalsterbliche auch nichts anfangen können: (externer Link).

Männer kennen in etwa sieben Farben. Deshalb ist es auch ein echter Brüller, wenn der tumbe Nazi in der fünften Staffel von »Breaking Bad« die Farbe des Methylamphetamins nach einer Weile des Nachdenkens für alle überraschend als »eine Art türkis« bezeichnet. Frauen unterscheiden etwa 30 Farben (können sogar pink und rosa auseinander halten), siehe Grafik: (externer Link). Grafikdesigner bringen es auf 300 Farben, die sie erkennen und benennen können. Sie unterscheiden aus dem Stand »Ecru« von »Eierschale«, dito »Vandyckbraun« von »Taupe«. (Ich habe nachgefragt. »Taupe ist ein beigebraun, aber dunkler als ›Kamel‹« (Zitat). Sicher, sicher.)
Der Kunde des Grafikdesigners hat von solchen Feinheiten keinen Schimmer. Der ist farbenblind und hat sicher irgendwo hinter der Waschmaschinen im Keller noch ein Farbmuster rumfliegen. Damals, als er die Anzeige in dem Werbeblättchen geschaltet hat, ging es doch auch! Und nur für den Fall, dass er die angedachte Farbe korrekt benennen kann: Der Grafikdesigner kann auch anders! Und schon liegt der PANTONE-Farbfächer auf dem Tisch.

Normalsterbliche machen sich keine Vorstellung von der Arbeit von Grafikdesignern. Man kennt halt Word oder Paint. Man schreibt ein paar Wörter, macht mal hier, mal da einen Abstand größer, das war’s. Irgendwie steckt es in den Köpfen der Menschen, dass der Grafikdesigner das genau so macht, allerdings mit einem teuren Programm, vermutlich Photoshop. Aber weil er das ja hauptberuflich macht, geht das viel schneller, als wenn Hans & Franz sich damit versuchen. Also ist der Grafikdesigner nach fünf Minuten fertig, den Rest der berechneten Sunde surft er im Internet und treibt Schabernack auf Facebook.
Hallo? Der Kunde kann falscher gar nicht liegen! In Wirklichkeit ist es ganz anders! Der Grafikdesigner ist zwar tatsächlich nach fünf Minuten fertig. Dann vektorisiert er aber den ganzen Schmonzes mit Adobe Illustrator, vergrößert alles auf 1.000% und beginnt damit, die Serifen an den Buchstaben abzukanten und die i-Punkte auf Rundung zu prüfen. Hie und da wird ein Komma aufgeraut. Professionalität kostet nun einmal Zeit.

Kunden zahlen nicht gerne für Werbeanzeigen, sehen aber zähneknirschend deren Notwendigkeit ein. Dann soll aber auch nach Möglichkeit jeder Quadratzentimeter mit Information vollgequetscht sein, förmlich triefen. Deshalb nutzt man am besten auch das Innere von Os und Nullen! Und so ein quadratischer Barcode soll auch drauf, damit man den Anschluss an die Moderne nicht verliert!
Den Grafikdesigner verstört das. Er erklärt, wie wichtig »Weißraum« für die Wirkung ist. Und dass der potentielle Kunde des Kunden die Internetadresse www.lmaa.de wirklich selbst eingeben kann und dafür kein Gefummel mit einem QR-Code benötigt. Und außerdem sei die Webseite des Kunden ja nicht einmal »responsive«, will meinen »für mobile Endgeräte optimiert«.
Der Kunde kann sich jetzt entscheiden: Entweder, er schmeißt sein Geld für eine fast leere Werbeanzeige mit angeblicher »Wirkung« und ohne diesen Barcode heraus oder er besteht auf seinen Forderungen. Schließlich ist der Grafikdesigner ein gedungener Scherge!
Nach langem, zähen Ringen sind sowohl Kunde als auch Grafikdesigner hinreichend voneinander angewidert. Aber der Kunde hat sich durchgesetzt: Er hat seinen QR-Code auf die vor Informationen schier bersten wollende Anzeige bekommen, nur die Os und Nullen sind leider leer geblieben – so viel verschenkter Raum!
Vielleicht beim nächsten Mal ...


Montag, 7. April 2014

Medienschlacht um Schumacher - ein Abgesang

Am Samstag im Aldi raffte mich fast ein Lach-Flash dahin.
Weil: ALDI verkauft jetzt auch Zeitungen.
BILD titelte: SCHUMI, WACH AUF!
Gottogottogott!
Heilige Einfalt!
Ja, das könnte helfen.
Vielleicht wird er es sich nochmal überlegen, den Quatsch mit dem Koma.

Komm, wir fahren alle wieder mal mit Bussen in die Schweiz und blockierten mit tausenden sog. "Fans" und Hundertschaften sog. "Journalisten" die Krankenwagenzufahrten des Krankenhauses in Grenoble, Wüstchenbuden & Bierstände -- alles wie gehabt! Aber jetzt singen wir alle zusammen ein Lied, damit der "Schumi" endlich wach wird, dieser verrückte Langschläfer!

Wie wäre es hiermit?

Bruder Schumi, Bruder Schumi,
Schläfst du noch? Schläfst du noch?
Hörst du nicht die Glocken?
Hörst du nicht die Glocken?

Ding dang dong, ding dang dong.

Alternativ die Everly Brothers:

Wake up, little Schumi, wake up
Wake up, little Schumi, wake up
We’ve both been sound asleep, wake up, little Schumi, and weep
The movie’s over, it’s four o’clock, and we’re in trouble deep
Wake up little Schumi
Wake up little Schumi


Manchmal fragt man sich schon ernstlich, wer hier eigentlich Matsche in der Birne ist.


Mehr "Medienschlacht um Schumacher": Blogbeitrag
Mehr "Formel Eins": Blogbeiträge


Dienstag, 18. März 2014

Queen Mom 28 - Man wird et einfach nich gewahr!

Stethoskop by FotoDB.de
Stethoskop, a photo by FotoDB.de on Flickr.

De Mom war vom Altenheim aus überraschend innet Krankenhaus gekommen. Als wir se nu im SANA-Klinikum besuchten, wusste se auch nich so recht, warum se nu genau da war. Et war "irgendwat mitte Luft" = "Atemnot"). De Schwestern auffe Station wussten aber natürlich auch nix, die wissen schon ganz grundsätzlich nie auch nur irgendwat. Die könnten nichmal wat über de Todesursache vonnem Geköpften sagen: "Da müssenSe mitm Dokter sprechen!"
Undn Dokter is natürlich weit un breit nich auszumachen, der is gerade bei nem "Notfall".
Sicher, sicher.
So viele Notfälle gibbet gar nich!

Dann, alsbald, kam de SMS vonm Bruder, die ungewöhnlich wortreich verkündete: "Mom ist wieder im Altenheim. Alles Ok. LG."

Kurzum Mittwochs drauf besuch ich also de Mutter.
Ich sach: "Mutter, wat waret?"
"Ja, wat sollet denn gewesen sein?", fragt de Mutter, als würd ich nach der Ursache für en Himmelsereignis fragen.
"Na, hat de Azt im Krankenhaus denn wat gesacht?"
"Jo!", sacht se bockig.
"Na, n Grund, weswegen du nu im Krankenhaus wars?"
"Na, se haben mich doch mitm Krankenwagen abgeholt, da musset doch wohl auch wat gewesen sein!", sacht se.

Gottogott!
Man wird et einfach nich gewahr!


Samstag, 8. März 2014

Drei wie Pech und Schwefel: Homunculus

bg04 by [ henning ]
bg04, a photo by [ henning ] on Flickr.

Ihr Lieben,

es ist so weit: MEIN BUCH ist da!
Für alle, die es noch nicht wissen, ich habe einen Fantasy-Roman geschrieben, er heißt "Drei wie Pech & Schwefel: Homunculus". Das Buch gibt es als Hardcover, Paperback und E-Book.

Die Webseite mit allen Infos: http://wie-pech-und-schwefel.de

Bitte teilt die frohe Kunde! :D

Viel Spaß beim Lesen,
Henning


Dienstag, 25. Februar 2014

@work 22 - Router


Telefon schelllt, ich gehe dran - schon beruflich.
Es ist eine Kundin ist in der Leitung: "Ja, hören S'e mal, ich hab hier 'nen Router geschickt bekommen. Den hab ich angeschlossen, aber der klappt gar nicht!"
"Ah ja! Ich stelle Sie am besten mal zu unseren Netze-Kollegen durch!"
Netze-Kollege so: "Hä, nen Router? Wieso?" *tippel-di-tippel*... "Der DSL-Router läuft bei denen seit 44 Wochen ohne Unterbrechung, der ISDN-Router sogar seit sagenhaften 73 Wochen! Also, nen neuen Router haben die da wohl nicht bekommen!"
*seufz*
Ich nehme den Anruf also zurück.
"Der Kollege sagt, dass Sie wohl keinen Router bekommen haben, was haben Sie denn da für ein Gerät vorliegen?"
Stille.
"Na, das ist so 'n schwarzer Kasten mit Knopf!", sagt sie. "Sie kennen sich doch aus hier! Sagen S'e mir doch, wie sowas heißt!"
"Äh..."
Das kann ja alles sein, von einem Familienbenutzer über eine Kamera bis hin zu einem schwarzen Spülkasten fürs Designerklo. Ein nuklearer Zünder vielleicht?
Ich schweige.
Das motiviert.
"Na so ein...", sagt sie, berät sich schreiend mit den Kollegen im Hintergrund, die tendenziell Grobes und wenig Fachliches zurückbrüllen. Man einigt sich gemeinsam auf eine Begrifflichkeit. "Es ist ein... Power-Tower!", sagt sie.
"Soso!", sage ich.
"Ja!", freut sich die Kundin.
"Ist es vielleicht ein PC, im Volksmund auch 'Rechner' genannt?"
"Ja! Genau!", begeistert sie sich. "Wissen Sie, ich kenne mich da nicht so aus", ergänzt sie unnötigerweise.
"Ach Quatsch, das fällt doch keinem auf!"


Persönliche Notiz: Nur noch 20 Jahre bis zur Rente.