Dienstag, 30. Juni 2009

Pater Rodriguez


Mother Theresa
Originally uploaded by Gilberto Viciedo
Mit beängstigender Regelmäßigkeit, so alle 10 Tage, werden in meiner Nachbarschaft Altkleider- und Altschuhsammlungen durchgeführt - und immer für gemeinnützige Zwecke! Herrgott, wer hat denn so viele Klamotten, daß er alle 10 Tage mal ein, zwei Pfund davon abzweigen kann?
Letztens sammelte eine Firma im Namen von "Pater Rodriguez - die 'Mutter Theresa von Asien'".
Sehen wir von diesem Kuriosum einmal ab (Alfred Biolek - die Mutter Beimer der Kochsendungen - ???), erfährt man auf dem rosafarbenen (aha!) Wisch so einiges: "Pater Edgar Rodriguez ... hat es sich zur Aufgabe gemacht, ..., den Ärmsten der Armen zu helfen, ..., wie z.B. Blinden, Behinderten, Obdachlosen, Vollwaisen, Fluß- und Slumbewohnern, Straßenkindern, Kranken, Arbeitslosen, Hilfsbedürftigen, Taifunbetroffenen usw."
Puh.
Sicher sind auch Mehrfachtreffer möglich. Die "Taifunbetroffenen" gefallen mir am besten! Auf dem Zettel ist unter "Informationsanforderung" eine Telefonnummer (0201) 2699085 angegeben, wählt man die, kommt "kein Anschluß unter dieser Nummer". Gibt man bei der Google-Suche "Pater Rodriguez" ein, findet man Internetseiten der Kirche, die warnen, daß es diesen Pater vielleicht gar nicht gibt.
Huch!
Da hätte ich um ein Haar, gutgläubig und naiv wie ich nun einmal bin, meine altrosa Synthetikplüsch-Schläppkes an herumreisendes Gesindel verschenkt, statt damit einen warmen Priester in Asien glücklich zu machen - shocking!

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Samstag, 27. Juni 2009

Lifestyle 2 - Tardigrada


To Cross: Hoodies
Originally uploaded by moriza
Neulich stand ich als Rechtsabbieger mit dem Wagen an einem Fußgängerüberweg und wartete darauf, dass die Passanten den Zebrastreifen beschritten. „Schreiten“ war hier der korrekte Terminus. Es handelte sich um ein Pärchen, beide um die 16, hängende Hosen, hie und da ein paar Nieten, lustige Haare, eine Kappe im skurrilen Winkel, Kaputzenpulli. Man hätte ihnen die Chucks beim Gehen neu besohlen können. Das schöne Wort Tardigrada (lat. für Langsamschreiter) kam mir bei der Beobachtung dieser Zweimannprozession in den Sinn. Wie billig wäre es in diesem Augenblick gewesen, à la Aristoteles etc. auf "die Jugend" zu schimpfen?
Tatsächlich ist es aber doch so: Die Jugend hat noch Zeit, da lässt es sich gemächlich angehen, warum also die Eile? Ist es nicht schön, dass es noch Menschen in diesem Land gibt, die nicht wie von Furien gehetzt ihrem Tagewerk nachgehen?
Ich war es, der in Eile war, denn meine Zeit ist es, die abläuft, nicht ihre.

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Donnerstag, 25. Juni 2009

Familie 2 - First dog


Bo, The First Dog
Originally uploaded by srqpix
"Die Hündin von Franklin D. Roosevelt, "Fala", erhielt so viel Fanpost, dass eigens eine Sekretärin abgestellt wurde, um die Briefe zu beantworten" (Quelle).
Nun, es handelt sich hier natürlich um amerikanische Fans. Niemand sonst käme sonst ernstlich auf die Idee, einem Hund einen Brief zu schreiben.
Aber was für eine putzige Idee! Hihi!
Und weil Amerikaner der Meinung sind, dass weiße, selbstredend heterosexuelle, verheiratete Christenfamilien mindestens 2 Kinder und einen Hund benötigen, hat jetzt auch die Familie Obama einen Hund.
*hüstel*
Afroamerikanische Familien also manchmal auch. Angeschafft wurde der portugiesische Wasserhund "Bo", wie man so hört.
Da wird sich jetzt wohl der Secret Service drum kümmern.

Im Manne an sich schlägt trotz aller Moderne noch immer das Herz eines Mammutjägers. Deshalb ist auch die deutsche Familie nicht komplett ohne einen domestizierten Wolf. Je nach dem, was Züchter davon übrig gelassen haben.
Also schafft das "Familienoberhaupt" einen Hund an.
Familie komplett.
Natürlich hat man keinen Secret Service zur Hand, das Gassigehen muss in Eigenregie organisiert werden. Darum kümmern muss sich natürlich die Gattin, weil der Gatte geht ja seinem Ernährer-Job nach. Die strapazierte mehrfachbelastete Ehefrau muss sich also neben ihrem 25-Stunden-Job, den Kindern, dem Garten und dem Haushalt noch um einen müffelnden, vollgezeckten Flokati kümmern. Sie packt den Hund zusätzlich in den mit Kindern und Einkäufen vollgestopften Corsa, in dem neuerdings ein Kokos-Duftbäumchen vergeblich versucht, gegen Rufus anzustinken. Und weil Mami es nicht mehr immer schafft, alle Nasen lang Gassi mit ihm zu gehen, muss eben die Tochter 3x täglich raus.
Was sieht man also, wenn man mit dem Auto durch einen x-beliebigen Wohnort fährt? Mädchen und Frauen, die mit Hunden unterwegs sind.
Die Mammutjäger lassen sich immerhin am Wochenende mit den Hunden sehen, die sie angeschafft haben. Dann schlappen sie so beschwingt wie ein altes Dreizehenfaultier und leersten Blickes die Bürgersteige entlang, als würden sie Zeit schinden.

Zuletzt rettet also so etwas Profanes wie ein Hund die hochheilige Institution der Familie: So lange Papa am Wochenende mit dem Tier unterwegs ist, kommt es nicht zu sogenannten Familien-Tragödien.


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Mittwoch, 24. Juni 2009

Automobiles 3/Familie 1 - Alles eine Sache der Aufteilung


Goin Places
Originally uploaded by fensterbme
"Three are family" hieß es in einem Lied irgendwann in den 90ern.
Quasi umgehend verwirklicht sich der frischgebackene Vater einen Traum: den Kombi, vielleicht einen anthrazitfarbenen, fünftürigen VW Passat Variant. Die Mutter, die zumeist Elternzeit nimmt, bleibt daheim. Und weil sie auch mobil sein muss, gibt's für sie einen kleinen Dreitürer, vielleicht einen feuerwehrroten Opel Corsa.
Alles gut.
Und dann beginnt das richtige Leben. Paps fährt seine 12,6 km zur Arbeit, stellt den Passat auf den Firmenparkplatz. Dort hat der Wagen satte 8,5 Stunden Zeit, tickend abzukühlen, dann fährt Papa wieder heim. Es sei denn, er kloppt Überstunden, was zurzeit aus einer Reihe von Gründen keine üble Alternative ist. Mama fährt vormittags einkaufen, zuerst zum ALDI, dann zum LIDL, dann zum DM, jedesmal der gleiche Akt: Sie packt das Trageschalen-Baby Alice, öffnet ihren Corsa, klappt den Beifahrersitz um, befestigt ächzend und fummelnd die Schale mit dem Gurt auf dem Rücksitz, klappt den Sitz wieder zurück, schließt die Tür, geht ums Auto herum, stapelt die Waren in den Winz-Kofferraum - was nicht mehr passt, stopft sie sonst wohin, sie bringt den Einkaufswagen weg, steigt ins Auto und fährt zur nächsten Location. Irgendwann stapeln sich die Einkäufe auf jeder freien Fläche nebst Boden.
16 Monate später kommt der kleine Ben auf die Welt. Bald muss Mama Alice in die Kita fahren, Ben gurrt daneben in der Trageschale. Das Anschnallen beider Kinder dauert für die Geübte kaum fünf Minuten in gebückter Haltung. Wird die Kita bestreikt, sind die Einkäufe noch etwas schwieriger, weil Mama muss wegen der vergrößerten Familie mehr einkaufen, hat aber durch den zusätzlichen Kindersitz noch weniger Platz im Auto als zuvor. An manchen Tagen sieht sie schon nur vom Wagen Be- und Entladen total abgekämpft aus.
Wie viel einfacher hätte Mama es, wenn sie den Kombi haben könnte, der sowieso nur rumsteht und Papa den Corsa nehmen würde!
Leider geht das natürlich nicht.
Mama hatte es schon versucht. Aber der Papa hat Angst, dass die Kollegen in der Firma ihn dann für eine Weichflöte halten. Nicht dass er das zugeben würde, nein, aber die Mama kennt ihren Pappenheimer mittlerweile ganz gut. Und dann ist da auch noch das Negativbeispiel Cordula und Axel. Die hatten es nämlich eigentlich "vernünftig" gemacht mit der Aufteilung der Wagen. Leider ist der Axel nach weniger als einem halben Jahr impotent geworden, hat sein Haar verloren, der schäbige Rest des Haars verfilzte und sein Blick wurde stumpf. Wenig später roch Axel scharf nach Ammoniak.
So lange, bis das Männchen wieder mit dem Kombi in die Firma fahren durfte.

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Automobiles 2 - Was hierzulande so bommelt

Die Leute hängen sich wirklich jeden Mist an den Innenspiegel ihrer Autos. Das Ami-Vorbild, sich zwei schuhkartongroße, pinke Plüschwürfel an den Spiegel zu hängen, hat sich seltsamerweise nie durchgesetzt, wo doch sonst jeder Scheiß nachgemacht wird, wie z.B., daß Kids des nächtens unleserliche Krakel auf Häuserwände malen oder Scheiben in öffentlichen Verkehrsmitteln mit Drei-Buchstaben-Kürzeln vollkratzen wie "DDT" (Dichlordiphenyltrichloräthan), "PMS" (prämenstruelles Syndrom), "ITO" (vorsitzender Richter im O. J. Simpson-Prozeß) oder "ATA" (Scheuermittel).
Vielleicht liegt es ja daran, daß die Monsterwürfel sich in der Panoramascheibe eines Ami-Boliden eher bescheiden ausmachen, in einem Fiat Cinquecento möglicherweise eine Weiterreise mangels Sicht verhindern würden. Trotzdem bommelt hierzulande noch genug herum. Früher hingen sich die Leute die allerersten Treter ihrer Sprößlinge in die Frontscheibe, ein bislang unerklärt gebliebener Brauch. Die Uni Marburg finanziert derweil diverse Forschungsprojekte zu dem Thema. Den Job der Schuhe machen heute meist Vanillebäumchen. Stellt sich die Frage: nach welcher Geschmacksrichtung luftverbessern erste Schuhe? Vielleicht nach sehr jungem Gouda.
Neulich habe ich eben hier eine neue, verwirrende Verwendung für Ethno-Krams gesehen. Gemeint ist der sogenannte "Traumfänger". Das Ding sieht aus wie ein falsch aufgehangener Basketballkorb mit drei Federn dran. Esoterik-Tanten hängen sich das Ding gerne übers Bett, das beschere dann angeblich irgendwelche Träume oder so. Am Innenspiegel eines Autos macht er mir aber Angst. Das kann ja nur bedeuten, daß der Fahrer an Narkolepsie leidet und hie und da während der Fahrt schon mal ein klitzekleines bißchen ohnmächtig wird. Für das Mehr an Lebensqualität ist dann ja auf jeden Fall gesorgt. So kann man auf der Überholspur der A1 ungestört vom nächsten Neuwagen träumen, der ja sicher ganz bald fällig wird.
So in 15 Sekunden.
Und dann spätestens nach der Reha.

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Dienstag, 23. Juni 2009

Bürogeplänkel 2 - Atomkernspaltung


Leftover birthday cake
Originally uploaded by RWhitesell
Ein Phänomen ist, dass in Büros "für alle" bereitgestellte Nahrungsmittel immer regen Zuspruch finden, außer das letzte Stück. Hierbei kann man Nahrungsmittel grob in "nicht teilbar" und "teilbar" unterscheiden. Als nicht teilbar kann gelten: das letzte M&M, das letzte Weingummi, ein Ferrero Rocher, eine halbe Erdnuss. Als teilbar können gelten: Muffins, Kuchenstücke, Teilchen, sogar Plätzchen.
Nachdem alle sich die Backen vollgeschlagen haben, als gäb's kein Morgen, haben die edlen Herrschaften plötzlich keinen Hunger mehr, wenns darum geht, dass der, der das letzte Stück nimmt, den Teller, die Schale, das Blech wegräumen muss: ganze 4,00 m in die Küche tragen, Spülmaschine auf, Teil rein, Spülmaschine zu.
In England dürfte diesen Job wirklich nur machen, wer in der Spülmaschinen-Gewerkschaft ist, aber in Deutschland 2009 ... ?
Übrig bleibt also grundsätzlich der Hauch eines Teilbaren oder ein (1) Unteilbares: ein Stück Kuchen so schmal, dass Licht hindurch scheint, ein abgesprungenes, rissiges M&M, das nichtswürdige Fragment eines Muffins.

So sieht das der Märchenerzähler:
Es war einmal ein Königreich, da schlemmten die Untertanen oft und gerne. Große Tafeln mit Leckereien wurden aufgefahren und alle langten kräftig zu, denn es waren ja schlechte Zeiten.
Doch leider gab es in diesem Königreich eine sehr grausame Regel: Wer das letzte Stückchen von einer der silbernen Platten nahm, musste diese selbst(!) in die rußige, verrauchte Küche tief unter dem Schloss in die kalte Kerkerebene tragen! Musste diese Platte dann mit einem rauhen Läppchen wie aus Dornengestrüpp putzen und mit ganz heißem Wasser abspülen, so dass die zarten Fingerchen arg litten. Die Küchentrolle spuckten und schrien unterdessen, das war eklig und grausig.
Ach!
Doch die schlauen Untertanen des Königreichs kamen auf eine Idee. Mit Messerchen teilten sie das letzte Stückchen und aßen einfach die Hälfte des Rests, so dass ein immer kleineres letztes Stückchen übrig blieb und deshalb niemand die Platte wegräumen musste.
Doch es kam, wie es kommen musste: das Stückchen wurde kleiner und kleiner, winziger und winziger und es verblieb zuletzt nur ein Atom. Als das dann auch noch gespalten wurde, kam es – wie sollte es anders sein – zu einer Atomkernspaltung und das ganze Königreich ging mit einem Knall unter.


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Montag, 22. Juni 2009

Lifestyle 1 - Grölle biste mållen?

Bei IKEA haben alle Sachen so hübsche Namen! Hier gibt es Klangvolles wie Mertöl, Klosp oder Herpse. Die Namensgebung gibt vielen Rätsel auf, 69,71% der Befragten einer von mir eigens gefälschten Studie vermuteten gar, es handle sich um schwedische Wörter, die verwendet werden, wenn Designer Tord Björklund seine neue Vase Vaniga nennt oder den großen Küchenrollenständer Pensi. Hahaha. Mitnichten. Der Herr Björklund war zwar der Erste, der auf die Idee kam, ein Brett an die Wand zu dübeln und Bücher mit Titeln wie "Grölle biste mållen?" draufzustellen, aber trotzdem soll jetzt sein Geheimnis gelüftet werden!
Man nehme ein beliebiges deutsches Wort, tausche einfach zwei Buchstaben gegeneinander aus und schaffe so einen Begriff umweht vom Flair des Elchs, umsummt von extrem blutrünstigen Mückenschwärmen und umduftet von ganzen neun Köttbullar [sprich: Chött...] mit einem Klecks Preiselbeeren und Petersilienkartoffeln für gerade mal 4,50 EUR. Als Alternative gibt es da sogar Pommes dazu (allerdings ohne Petersilie, wer hätte auch je von Forelle Müllerin mit Petersilienpommes gehört). Beispiele: der Köndel Sockensammler - man nehme einen Knödel und tausche das n mit dem ö. Oh, eisiger Hauch vom Bottnischem Meerbusen! Der beliebte Aken Rattanstuhl - man nehme die schmückende Akne und tausche die Buchstaben (wenn man Wangen und Stirn nur lange genug auf das Geflecht preßt, kann man die Namensgeberin auch dufte simulieren). Ah, da mag man an Selma Lagerlöfs "Nils Holgersson" denken. Körte Toilettenpapierhalter - hier hat der schwedische Köter hergehalten, nun gar im Kampf gegen den Kot. Das ist Design in Vollendung. Welch atmosphärische Dichte, fast schmeckt man es auf der Zunge. Super, der Herr Björklund. Wenn der auch mal nicht weiter weiß, gibt es noch einen Trick: man nimmt ein passendes Fremdwort und ersetze einen hinteren Vokal durch ein ö. Die Exekutör Hundleine, der Leprö Flickenteppich oder der Menstruatör Badezimmer-Treteimer seien hier beredte Zeugen. Doch wie ernst IKEA seine Namen sind, zeigt sich daran, daß es im Katalog keine Möglichkeit gibt, per Inhaltsverzeichnis nach ihnen zu suchen. Kecka bzw. Fäköl ist das.
Ich freue mich auf jeden Fall schon drauf, wenn ich wieder eine Durchsage im Stil höre: "Der Kleine Cosmo möchte ziemlich dringend von seinen Eltern aus dem Småland abgeholt werden!"
Möchte, wohlgemerkt, sehr artig, trotz des mörderischen Gebrülls, das er veranstaltet.

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Samstag, 20. Juni 2009

www 1 - Schulfreunde wiederfinden: geht's noch?

www.stayfriends.de wirbt mit dem Slogan »Schulfreunde wiederfinden«.
Jetzt mal in echt: Ein Freund ist eine hochheilige Institution, ein Wahlverwandter, einer der wenigen Menschen im Leben, die einem wirklich etwas bedeuten. Wenn man fünf dieser Lichtgestalten gleichzeitig sein eigen nennen kann, man schätze sich glücklich.
Ein Schulfreund hingegen ist ein aus der Not geborener Kamerad auf Zeit. Schul-Zeit. Natürlich kann aus einer solchen Notgemeinschaft eine Freundschaft werden, wenn man Glück hat. Und wenn sich dann über die Jahre sich die beiden Leben nicht zu stark auseinanderentwickeln, dann kann man noch immer befreundet sein - wie schön!
Doch warum sollte ich sogenannte »Schulfreunde« wiederfinden? Wenn man hätte Kontakt halten wollen mit den ganzen Krampen und Arschmaden, dann hätte man ihn gehalten oder schon längst wieder aufgenommen, oder irre ich?
Sicherlich kennt das jeder: man steht im Supermarkt an der Kühltheke, hat versehentlich einen Dreitagebart, trägt ein knittriges T-Shirt mit der Aufschrift »Aliens ate my brain«. Man will nur mal eben Quark kaufen, da sagt eine Stimme hinter einem »Henning?« Nun ja, das ist dann die Silke oder der Ingo (mit denen man auf dem »Gymmi« oder auf der »Real« war). Man plauscht ein wenig im Sinne von »Wohnst du auch noch hier?« - »Ja, aber fast wäre ich mal weggezogen, nach Hückeswagen!«, dann geht man etwas steifbeinig auseinander. Beide sind in diesem Augenblick froh, dass sie sich im Gegensatz zum Gegenüber gut gehalten haben. Aber das war’s dann auch.
Sollte man solche Situationen zuhauf virtuell herbeiführen?
Das ist doch völlig lächerlich!

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Freitag, 19. Juni 2009

Medien 2 - Skandalrocker

Nein, sog. Boulevard-Nachrichten haben es wirklich nicht leicht, zu mir zu dringen.
Doch von wem ich mit steter Regelmäßigkeit zufällig höre, erfahre, ist Pete Doherty.
"Wer?", werden jetzt (vernünftigerweise hoffentlich recht) viele fragen.
Wikipedia: "Pete Doherty (geb. 1979) ist Sänger der englischen Band Babyshambles. Nicht nur durch Musik, sondern auch durch seine Beziehung zu Kate Moss und exzessiven Drogenmissbrauch machte er zuletzt regelmäßig auf sich aufmerksam."
Ein "Skandalrocker" - hihi! - ist das nicht ein Pleonasmus wie "runde Kugel"?
Für "pete doherty drugs" vermeldet Google 1.270.000 Treffer. Zum Vergleich: "benedikt XVI" bringt es mit 1.890.000 Treffern auf nur ein Drittel mehr. Die Medien lieben diesen Kerl. Den Erstgenannten, natürlich. Er spritzt sich im Flugzeug auf dem Klo Heroin, wird ohnmächtig und kippt damit auf, ständig wird er festgenommen, bricht zusammen, wirft sich dies und das, kokst mit Kate, steht vor Gericht, bekommt Sozialstunden, schnüffelt Klebstoff, ist auf Kaution raus, leckt an giftigen Kröten, usw.
Medien, für die Verantwortung nicht nur ein viersilbiges Wort wäre, würden solche Penner, die sich systematisch zugrunde richten, vernünftigerweise gar nicht erwähnen. Schon um die zu schützen, die beeinflussbar sind, die so jung und/oder dumm sind, dass sie denken, dass die Medien ihnen VORBILDER präsentieren (*wahnsinniges Kichern*).
Wäre es nicht ungeheuer wirkungsvoll, wenn man (auch nur sog.) Promis drei Monate mit Acht & Bann belegte und totschwiege, wenn sie dermaßen negativ auffielen?
Leider ist es bizarrerweise genau umgekehrt: Je tiefer ein Star sinkt umso größer ist das Medienecho. Ein größeres Medienecho bedingt eine stärkere Verfolgung durch Paparazzi, mehr Falschberichte in den Medien, mehr Gestörte, die an dem "Star" herumstalken, mehr Fehlgeleitete, die meinen, sie müssten ihrem Idol nacheifern. Ein Teufelskreis. Was das alles für das "Idol" bedeuten kann, sieht man hier recht drastisch.
Welche unrühmliche Rolle hier die sich mitschuldig machenden Medien auch immer spielen mögen: Doherty inszeniert über Jahre hinweg mit viel Getöse seinen Selbstmord und ist dabei gleichzeitig wichtigstes Werbemaskottchen der Drogenindustrie.
Vielleicht sollte man hier Einhalt gebieten.
Ich finde sogar, man muss da einfach mal ein Zeichen setzen.
Mein Vorschlag wäre es, Doherty an Schweine zu verfüttern. Dann ist Ruh. Und der Bursche ist da, wo er die ganze Zeit hin will.
Das nennt sich Win-Win-Situation.
Und die Medien denken über ihre Rolle bitte noch einmal nach, ja?

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Medien 1 - Die Ex-Verlobte von Boris Becker und der freche TV-Star

Es gibt Dinge, die interessieren mich einen feuchten Kehricht.
Sogenannte "Boulevard"-Schlagzeilen zum Beispiel, die in Wirklichkeit "Trottoir"-Schlagzeilen heißen sollten. Immer wieder diffundieren solche Nichtswürdigkeiten über die Hintertür in meine Lebens-Sphäre und zecken sich in meinem Gehirn ein - ein Phänomen!
Die Tage rief ich www.web.de auf, um eine E-Mails abzurufen. Prompt blökt mich schon bei Aufruf der Seite eine Schlagzeile an, ich zitiere aus dem Kopf: "Sandy Meyer-Wölden (26) und Oliver Pocher (31) sind ein Paar!" Herrgott! Wen interessiert das denn? Ich ignorierte diese Meldung, dennoch war sie auf der Stelle unauslöschlich auf meiner Festplatte eingebrannt.
Und who the fuck ist diese Sandy?
Heute bin ich bei Penny am Zeitschriftenregal vorbeigeschlappt, hier titelte die BUNTE: "Die Ex-Verlobte von Boris Becker und der freche TV-Star" (*würg*)
Man lasse sich mal "Ex-Verlobte" auf der Zunge zergehen. Wer's nicht ausspuckt, sondern runterschluckt, ist echt ekelresistent!
Wenn man "Ex-Verlobte von Boris Becker" googlet, kommt man auf 679 Treffer - aha! - Frau Meyer-Wölden ist da also wohl kein Einzelfall, obwohl sie hier gemeint scheint, es sei denn, der "freche TV-Star" (Ex-Partner von Harald Schmidt) grast alle die Damen der Reihe nach ab, der ist ja noch jung (31), der hat Zeit.
Ich weiß das jetzt alles.
Warum nur?
Warum steht da nicht mal, wenn ich mich bei web.de anmelde: "Marx' 11. These zu Feuerbach: 'Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kömmt aber darauf an, sie zu verändern'"?
Das habe ich schon morgen wieder vergessen.

Als Schmankerl gibt's noch diesen Link. Besonders magensäurefördernd ist die Bildunterschrift. Und die geistlosen Aussagen im Text über Schuhe. Und natürlich die dachsartige Schminke der sog. Ex-Verlobten von Bovist Becker.
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Automobiles 1 - Von der Faszination ungefilterter Reize


Lamborghini Gallardo
Originally uploaded by smarcs1001
Gestern Abend in Wuppertal fuhr auf der Spur neben mir ein Lamborghini, klein, schwarz, stark.
*DRÖÖÖHN*
Drinnen saßen hinter heruntergelassenen Scheiben mit dem Grinsen von offensichtlich Minderbemittelten zwei Crash-Test-Dummies, die es genossen, mal so richtig Kette zu geben, fossile Brennstoffe im großen Stil zu verjücken und Schall in Klinikpackungsgröße zu emittieren - das alles offensichtlich, um den Damen zu imponieren. Ein Audi TT auf meiner Spur fühlte sich sofort animiert, mitzumachen (am Steuer auch ein Männchen), ihm entrang aber nur ein eher moderates *dröhn!*, als er mit Vollgas 2 m auf die Ampel zuhoppelte.
Die kleinen Jungs in dem "Lambo" (Prekariats-Jargon) gaben die ganzen nächsten 13 m Vollgas, bremsten quietschend an der roten Ampel, als diese auf grün umsprang, schossen sie von dannen, dass sich mir eine Plombe heraus vibrierte. Noch 5 Minuten später konnte man aus der Ferne ein immer leiser werdendes *dröööööööööhn* hören.

Irgendwie hatte die Gesamtperformance aufgrund der Unbeholfenheit des Ganzen etwas unerhört Anrührendes. So, als würden kleine Buben versuchen, mit Kohlebärten und in Papas Schuhen Erwachsene spielen, allerdings ohne rechte Vorstellung, wie das eigentlich ist, erwachsen zu sein.

Fragen:
1) Wie unglaublich 1980 ist das, dass sich solche Wurstl dank des technologischen Anachronismus eines solchen Dinosauriers als Krone der Schöpfung fühlen dürfen?
2) Wer um alles in der Welt kauft sich ein Auto für eine Achtelmillionen Euro und leiht dieses Teil zwei Minderbemittelten?
3) Was für bildungsferne Castingopfer kann man denn mit so einem Wagen aufreißen?
4) Wie abwegig ist es, ein vollbesetztes, zweisitziges Gefährt zur Anmache von Damen zu verwenden, dass zu nichts weniger geeignet ist, als dass man im beengten, niedrigen Innenraum, nun ja, akrobatisch tätig wird? Da wäre jedes Mofa, z.B. eine Kreidler Flory, komfortabler.
Fragen über Fragen.

Eine Theorie habe ich indes: Insgesamt scheint in der Kindheit der „Lambo-Piloten“ (prust!) einiges schief gelaufen zu sein, gefühlt im Alter zwischen 2 und 3 Jahren. Vielleicht hat der Papa mal laut einen fahren lassen und alle haben gelacht. Durch diese positive Verstärkung ist natürlich das falsche Signal gesetzt worden.
Solche Geräusche sind jetzt positiv besetzt.
Schade.
Aber vielleicht fahren die beiden Narren den Karren ja vor einen Brückenpfeiler. Wenn sie das überleben, zahlen sie die nächsten 30 Jahre dran ab.

http://www.sportauto-online.de/ sieht das sehr reflektiert und hochgradig differenziert so: "Mit aus zehn Zylindern entspringenden, lauthals krakeelenden 560 PS erstürmt der Lamborghini Gallardo LP 560-4 Spyder überaus extrovertiert den Gipfel der (...) Supersportwagen. Dabei schert er sich wenig um (...) Fassung, sondern fasziniert mit ungefilterten Reizen."
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Donnerstag, 18. Juni 2009

Bürogeplänkel 1 - Will jemand Kekse?!


Keks
Originally uploaded by Michel Balzer
Eine Kollegin rief in die Runde "Ich hab' hier Kekse, wenn jemand Kekse will...!"
Misstrauisch ob soviel Freigiebigkeit scharwenzelte ich heran. Ah! Hey! Eine Prinzenrolle. Da kann man ja wirklich nichts falsch machen, handelt es sich doch quasi seit meiner Kindheit um den Rolls Royce unter den Keksen!
Ich korrigiere: Da konnte man bislang nichts falsch machen.
Oh weh, DeBeukelaer präsentiert die neueste Innovation auf dem Keks-Sektor: die Prinzenrolle mit 30% weniger Zucker.
Jetzt mal in echt: Das Wesen des Keks ist, wenig überraschend, dass er eine SÜSSIGkeit ist. Nachdem man ihm dieser Eigenschaft, nämlich des SÜSSIG, beraubt hat, bleibt ein schlichtes "keit" übrig. Das könnte auch der Wurmfortsatz von Heiter-keit in einem Trauerhaus sein, oder schlicht das, was von Zärtlich-keit in einem Wrestling-Ring verbleibt.
Dieser Keks taugt nur für Notfälle, also, wenn gar nichts anderes mehr im Haus ist. Quasi: "Erst wenn der letzte Löffel Nutella genascht und der letzte Kandisklumpen gelutscht ist, werdet ihr feststellen, dass DeBeukelaers Prinzenrolle mit 30% weniger Zucker immer noch nicht besonders lecker ist."

Wer jetzt, nachdem er in auch nur eines dieser seelenlosen Dinger gebissen hat, auch noch die Stirn hat, am 05.12. dem Weihnachtsmann einen Teller davon mit einem Glas entrahmter 0,3%-Milch (wie passend) hinzustellen, der läuft Gefahr, mal so richtig die Rute zu bekommen.
Hart aber fair.

http://www.ciao.de/De_Beukelaer_Prinzenrolle_30_weniger_Zucker__7694184
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