Dienstag, 24. Dezember 2013

Wunder der Weihnachtszeit 3


Eigentlich geht ja nichts darüber, sich Heiligabend Mittag noch kurz vor Ladenschluss in den Einzelhandel zu stürzen. Ich mache das seit Jahren und habe es noch nie bereut. Gerade der Satiriker kann hier als teilnehmender Beobachter ganz dufte das Verhalten seiner Mitmenschen an den Definitionsrändern untersuchen.
Doch ach!
Alles ging recht zivilisiert zu, keine Spatengesichter, Hackfressen und auch keine Oberarmkonflikte um den letzten Kanister Glühwein an Rudis Reste-Rampe.
Verdammt...
Ich betrat den EDEKA in der Rathaus-Galerie. Hier waren die einzige Herausforderung drei Omas mit Rollatoren, die 1) nur ein Drittel so schnell gingen, wie man selbst, 2) Gänge verstopften und 3) entweder überraschend stehenblieben oder erratisch abbogen. Das war so eine Art Pac-Man mit langsamen Geistern, aber als Videospielidee auch nicht zu verachten. *vormerk*
Ich bekam alles, was ich kaufen wollte, stand eine Viertelstunde an und war wieder draußen...
Verdammt...
Als ich am Karlsplatz auf den Bus wartete, stand da eine Frau, leicht abgerissen. Sie lachte lauthals, wieder und wieder. Zuerst dachte ich, sie telefoniere mit Woody Allen, aber da war kein Hörer oder Headset. Nein, sie war mal sowas von grandios gut drauf, dass sie unausgesetzt Tränen lachte!
Ich ging die mir bekannten Drogen durch, kam aber am Ende darauf, dass sie wohl einen Weihnachts-Elf geraucht haben müsse, um dermaßen abnorm gut drauf zu kommen.
Wow!
War ich nicht gerade in diesem allerprofansten Moment Zeuge des Wunders der Vorweihnachtszeit geworden?
Wunder schafft die Weihnachtszeit.
Vor dem Dorf, darin verschneit
jeder Hof und jedes Haus,
Vogelbeerbaum, Nacht für Nacht
hundert Lichtlein trägt, entfacht,
die da leuchten weit hinaus.
Achtet seiner Herrlichkeit
niemand auch im Wintergraus,
bläst der Wind doch keins ihm aus,
alle strahlen dicht gereiht -
Wunder schafft die Weihnachtszeit.

(Martin Greif, 1839 - 1911)
Meine Güte!


Mehr "Wunder der Weihnachtszeit": hier.


Dienstag, 17. Dezember 2013

Nichtswürdige Winz-Gebäcklinge

Milchkaffee by manu&emma
Milchkaffee, a photo by manu&emma on Flickr.

Ich sage es mal klar und deutlich: 1984 bekam man bestenfalls mal einen Cappuchino als Alternative zu Kaffee. Wenn man den "Cappu" dann auch noch "auf dem Land" bestellte (z.B. in 5608 Radevormwald oder 5600 Wuppertal), dann bekam der unglückliche Besteller eine Tasse schwarzen Kaffee plus Sprühsahne plus 0,07 g Kakaostäubchen oben drauf. Ein widerliches, nichtswürdiges "Heißgetränk nach Art Cappuchino", das mir mehr als einmal die Schuhe ausgezogen hat! Das Beste daran war mit Sicherheit das Plätzchen, das die Bedienung natürlich "von Hand" auf die Untertasse gelegt hatte, ein "echtes" Danish Butter Cookie aus einer runden Blechdose von Aldi, Lidl & Co. Mein persönliches Highlight waren immer die Kringel oder Bretzelförmigen mit den Zuckerkristallen rundum.
Ich hatte mal eine Freundin, die ließ die Cookies unverständlicherweise aus sog. "hygienischen Gründen" immer liegen - Muahahaha!!! - gerne, ich esse auch zwei! Bald setzte sich aber leider wegen solcher hyperhygienischen Mäkelliesen deshalb der eingeschweißte Spekulatius durch, trotz der prozentualen Übermacht der Jahreszeiten Frühling bis Herbst - man bemühe sich einmal des Gedankens ob dieser Tatsache!
Die Jahreszeiten flogen nur so dahin, und Cafés und Bars schafften sich sündhaft teure Lattepressomaschinen an. Geräte mit Brühgruppen, die auf so wohlklingende Namen wie "Faema E61" hören (Link). Von nun an gab es sogar diverse Espressi (einfach, doppelt, Macchiato), Ristretti, italienischen Kaffee, Milchkaffee, Latte Macchiato und ECHTEN Cappuchino. Und natürlich weitere 45 coffeeinhaltige Nischenspezialitäten, die man gar nicht für möglich halten würde - bis hin zu Heißgetränken aus Kaffebohnen, die schon von einem katzenartigen Viech verdaut worden waren - vor dem Röstvorgang...
Eigentlich hätte jetzt für immer alles ganz wunderbar sein können - die Moderne war angebrochen!
Doch ach! Nun kamen irgendwelche sehr, sehr kranken Schnösel auf die Idee, Amarettinis an den Untertassenrand zu legen.
Amarettinis.
Brrr!
Hallo?
In der Giotto-Werbung von Anno Hassenichtgesehen heißt es: "Giotto: Kleiner dürfen sie wirklich nicht sein!" Eben! Und ein Amarettini ist nur halb so groß wie so eine schon per se völlig beknackte "Minigebäckkugel"!
Ein solches bösartiges Winz-Gebäcktteil zerstäubt beim Zerbeissen zu einer zementartigen Masse, die einen ganzen Backenzahn wirklich vollständig verstopft, so dass man minutenlang total autistisch mit der Zunge dran rumporkeln muss. Geschmacklich bekommt man währenddessen eine vage Vorstellung davon, wie sich degenerierte Schergen der chemischen Industrie "Marzipan" vorstellen. Meistens hat man nach diesem niederschmetternden Erlebnis dann auch noch zwei bis drei weitere dieser nichtswürdigen Winz-Gebäcklinge auf dem Tellerchen liegen - würg!
Danke!
Toll!
Fuck.
Von der Nichtswürdigkeit dieser fiesen Kackteile her würden sie indes wunderbar zu dem 1984er sog. "Cappuchino" passen...
Boah!
Mir wird schlecht.
Hallo?
Geht denn nicht wenigstens wieder ein singuläres "Danish Butter Cookie" wie in der guten, alten Zeit, mein Gott, ja, gerne auch "von Hand"!?
Büttö!!!


Freitag, 13. Dezember 2013

TV-Serie: CRIMINAL MAINZ

Kent Police Crime Scene by kenjonbro
Kent Police Crime Scene, a photo by kenjonbro on Flickr.

Die Serie um die hessischen Profi-Profiler "CRIMINAL MAINZ" läuft bereits in der 9. Staffel (186 Folgen). Grund genug, für mich als Nicht-TV-Glotzer, mich mal mit der Materie zu beschäftigen.
Also: Eine Elitegruppe aus hessischen Profi-Profilern versucht die aller-allergefährlichsten kriminellen Köpfe der hessischen Landeshauptstadt geistig zu durchdringen, sodass sie den Übeltätern immer einen Schritt voraus sind und kommende Taten vereiteln.
So weit die Theorie.
Denn leider bietet die gesamte Landeshauptstadt, selbst wenn man Rüsselsheim, Wiesbaden und Nieder-Olm mit einbezieht, nur 0,17 kriminelle Superhirne pro Dekade.
Die Aufgaben der hochbezahlten Profi-Profiler sind deshalb..., nun, vielschichtig. Mal geht es um einen herrenlosen Hund, mal um einen stehengelassenen Koffer am Hauptbahnhof oder einen brennenden Briefkasten in der Altstadt.
Da das keine der IQ-Bestien der Elitetruppe ausfüllt, sind die Ermittler dazu übergegangen, sich gegenseitig heimlich hochexotische Gifte in den Frühlingsquark zu rühren, Bomben mit komplexen Zündern an den Bürostuhl des Kollegen zu heften oder heimlich den Aktenvernichter zu frisieren, sodass er zur Todesfalle wird. Hier zeigen sich nach und nach die wahren kriminellen Genies! Diese Serie ist einzigartig: Sie zeigt, was passiert, wenn elf hochbegabte Teil-Autisten beginnen, jeder nach seinem Fachgebiet, einen unterschwelligen, niemals vordergründigen Kampf jeder gegen jeden zu führen, wie schon der Vorspann zeigt:

Spezialsonderermittler (SSE) Holm "Hook" Vierschröter betritt das mit Science-Fiction-Technologie vollgestellte Großraumbüro. Auf dem Weg zu seinem separaten Chef-Kabuff zieht er den Haken, der nach der Detonation einer Briefbombe seine Hand ersetzt, grausam quietschend an einer Reihe Metallschränke entlang - ein Running Gag. Das weckt die Kollegen, die die Nacht hier verbracht haben: Spengstoffspezialistin SSE Sonja Wrangel (von ihr war die Briefbombe) und Strahlenspezialist SSE Ursus Major. Nach und nach trudeln die anderen ein, zuletzt der scheue Praktikant, der immer nur eine Folge lang durchhält.

Und Abends, nach einem langen Tag voller Hochpannung, sitzen alle in der Weinstube Lösch in der Jakobsbergstraße und verschlingen lachend und scherzend Meenzer Handkäs mit Musik oder Fleischworscht. Passend zum Essen werden natürlich ausschließlich Weine aus den regionalen Anbaugebieten Rheinhessen, Rheingau und Pfalz gereicht.
Und während der Nachspann läuft, verklappen sie kichernd die Überreste des Praktikanten im Rhein.


P.S.: Ich glaube, ich würde diese Serie wirklich mögen.


Dienstag, 10. Dezember 2013

Aachener Weihnachtsmarkt

Aachener Weihnachtsmarkt by Max Mayorov
Aachener Weihnachtsmarkt, a photo by Max Mayorov on Flickr.

Wer seiner Liebsten oder seinen Lieben zur allerbesinnlichsten Vor-Weihnachtszeit etwa ganz Besonderes bieten möchte, kommt um den Aachener Weihnachtsmarkt fast nicht herum.
Schalalalala--la--la-lala!!!
Hach!
Schon beim Eintreffen in Aachen fällt auf - Mannomann, die Parkhäuser sind ja ganz schön voll! Aber kaum hat man ein paar Runden gedreht, hat man einen Parkplatz. Beim Heraustreten aus dem Parkhaus steht man kurz etwas fassungslos vor dem Straßenschild "Henger Herrjotts Fott" (vornehm: Hinter dem Hinterteil des Heilands, Info), aber nicht rumgestanden, los geht's, wir sind ja nicht zum scheiß Spaß hier!
Am Rande des Weihnachtsmarktes kam uns ein Ehepaar entgegen, sie sahen etwas knittrig und aufgerieben aus, die Knitter-Madame lamentierte mit leiernder Stimme: "Isch hab de Stände gar nisch gesehen!"
Wir kicherten haltlos - was für Vollpfosten! - und stürzten uns ins Getümmel.

Das besagte Getümmel: alles ist schwarz von Menschen. Es wimmelt, schiebt, drängt. Jeder Schritt ist ein Schritt im frontalen Gegenverkehr einer Prozession, eines Martinszuges, man kann es nicht besser beschreiben. Man wird umwimmelt, geschoben, gedrängt. An Glühwein, Reibeplätzchen und gebrannte Mandeln stelle man sich in erkleckliche Schlangen, dann geht es weiter mit dem Wimmeln, Schieben, Drängen. Da man sich ständig entweder aufwändig gegen den Strom vorankämpft oder auch mal energiesparend mit dem Strom schwimmt, kommt man den Buden und Ständen des Weihnachtsmarktes nicht einmal nahe, weil sie sind Inseln im Strom, in dessen Mitte man strampelt oder dahintreibt. Keinen Schimmer, was die da feilbieten in den zusammengezimmerten Hütten außer Glühwein, Reibeplätzchen und gebrannten Mandeln!
Am Ende, nach Stunden, ist man erschöpft im Geiste und die Kledage ist irgendwie knittrig und aufgerieben.
Wir machen uns auf in Richtung Parkhaus.
"Ich habe die Stände gar nicht gesehen!", sagt jemand.
Wir kichern haltlos.
Wir ja auch nicht!

Aber irgendwie sind wir ganz beseelt, sind geradezu aufgeladen von fast schon ekstatischer, allerchristlichster Besinnlichkeit, dass uns der Moloch nicht verschlungen hat wie ein Stück Fettgebackenes.
Schalalalala--la--la-lala!!!
Hach!


Oder elegant auf den Punkt gebracht (Zitat): "Weihnachtsmärkte dienen dazu, unsere Vorstellungen vom Ablauf einer möglichen Zombie-Apokalypse zu konkretisieren", "@MannvomBalkon, Twitter


Mehr Weihnachtsmarkt: Blogbeitrag


Dienstag, 26. November 2013

Prominenz


Victoria and David Beckham
Originally uploaded by friskytuna
Früher, da war der Begriff "Prominenter" noch positiv belegt. Sogar, noch während ich Kind oder Teenager war. Ich rede jetzt von einem Zeitraum, der sich von 1970 bis in die 80er erstreckte. Es handelte sich bei diesen Prominenten um Lichtgestalten: begabt, gebildet, eloquent, kosmopolitisch oder wenigstens schön.
Wohl niemand hätte es abgelehnt, Anno 1982 Hans-Joachim „Kuli“ Kulenkampff oder Joachim „Blacky“ Fuchsberger zum Onkel zu haben. Hach, das wäre doch dufte gewesen!
Und wie übersichtlich ging es zu in den 80ern!

Seitdem hatten wir eine kräftige Hyperinflation der Berühmten, dem Privatfernsehen sei dank. Die Zahlen eskalierten von gefühlten 500 nach gefühlten 6.000. Wer heute mal mit Dieter Bohlen, Boris Becker oder Oliver Pocher koitiert hat, gilt sofort nach der Erst-Besamung als "IT-Girl", sicher, sicher. Wer auf PRO7 mal eine Kochsendung hatte, ist stante pede Starkoch, klar.
Was diese sogenannten "Promis" in der Regel allerdings von denen vergangener Tage unterscheidet, ist, dass sie weder begabt, gebildet, eloquent, kosmopolitisch oder wenigstens schön sind.
STOP MAKING STUPID PEOPLE FAMOUS (Link) ist ein Aufruf, den sich Medien mal hinter die Ohren schreiben sollten.

Eine gute Freundin von mir (A. S.) ging sogar so weit, zu behaupten, dass der Begriff "prominent" längst vollständig negativ belegt sei.
Ich fürchte, mir fällt gerade kein Gegenbeweis zu dieser These ein.


Sonntag, 24. November 2013

Katz: So ein Schrödinger-Ding

http://goo.gl/ZpcpzM
Katz, die bei uns zu Hause wohnte, war es bei Strafe verboten, auf dem Küchentisch herumzuliegen. Nachdem Vatter ein paar mal mit der Faust auf die Tischplatte gehauen hatte (während Katz es sich auf derselben gemütlich gemacht hatte), schien die Katze sich dieses Ansinnen auch sehr zu Herzen genommen zu haben. Sie wurde während ihrer wirklich nicht kurzen Lebensdauer von keiner Menschenseele jemals wieder dabei erwischt, auf dem Tisch gesessen zu haben.
ERWISCHT, wohlgemerkt...
Der Küchentisch knarrte nämlich leise, wenn er etwas belastet wurde. Näherte man sich der Küche also aus Richtung des Flurs, hörte man ein leises "Knarr". Betrat man die Küche, lag Katz schläfig auf dem Stuhl, machte hochgradig professionell den Eindruck, als liege sie bereits seit vielen Stunden dort, unbeweglich. Verließ man die Küche wieder, hörte man kurzum das verräterrische "Knarr". Ging man jetzt zur Hintertür heraus und ums Haus herum, konnte man durchs Küchenfenster (durch die Gardine) et Katz feist auf dem Tisch liegen sehen. Aber: Das war ja kein Beweis, das war ja "von draußen" und galt demnach nicht, außerdem könnte man von außen ja nicht auf den Tisch hauen, so Katz' Logik.

Da man sie nicht erwischen konnte, befand sie sich quasi ebenso wie Schrödingers Katze in einer Art Superposition: Von Innen beobachtet immer auf dem Stuhl, von Außen beobachtet immer auf dem Tisch – gleichzeitig.
So ein Schrödingers-Katzen-Ding eben.


Mittwoch, 20. November 2013

TW 5 - Oldschool, Baby

http://goo.gl/tio49s
Manchmal denke ich so bei mir: "Och, schreibste der Tante Waltraud (81) mal eben ne SMS."
Dann muss ich kichern, weil dann fällt es mir ein: So wenig wie Tebartz-van Elst eine OBI-Top-Kunden-Karte hat, so wenig hat TW ein Handy, oder gar ein Smartphone. TW
hat zwar einen Laden, aber sie hat kein Fax und schon gar keinen Computer. Ihre Buchhaltung macht sie auf riesigen DIN-A2 Journalbögen, kritzelt sie mit Schnörkelschrift einfach voll. Als eines Tages die neuzeitliche Steuerprüfung des Dritten Jahrtausends vorbei kam, standen die Herren vor größeren Aufgaben, ein Steuer-Azubi soll sogar Rotz und Wasser geheult haben, war gar nicht mehr zu beruhigen.
Die Tage fuhr ich mit TW als Beifahrerin zur Sparkasse, ich sollte ihr einen Barscheck einlösen (sowas gibt es anscheinend noch immer). Als wir vor der Schranke des Sparkassen-Parkplatzes standen, brauchte ich als Legitimation zur Einfahrt eine EC-Karte und meine war gerade "hinten" im Smart wg. Beifahrerin.
"Tantchen, gibbse mal deine EC-Karte", sagte ich.
"Och, Junge, sowas habe ich doch gar nicht!", antwortete die Tante.
Grundgüter!
Respekt.
Oldschool, Baby.


Montag, 18. November 2013

Vatter 5 - Experimentieren mit Katz

http://goo.gl/Hkjs5x
Katz, die vollzeit in meinem Elternhaus wohnte, war zweimal im Jahr rollig. Dann wurde sie flach wie eine Flunder und versuchte mit wüstem Miauen, Kater anzulocken. Vor allem stellte das Gequärke so allerlei mit der Nacht-Ruhe an. De Eltern besorgten deshalb beim Tierarzt ein Medikament, welches Katz beim ersten Brunftschrei zu verabreichen war.
Da man Katzen nicht einfach eine Pille in den Schlund werfen kann, außer, man hat den "10. Dan in Gefahrensuchen", kaufte de Vatter beim Metzger Rindergehacktes. Oder, wie er zu sagen pflegte: "gemahlene Kuh". Zu Hause angekommen drückte er eine Pille aus der Blisterpackung, zerdrückte sie mit einer Kuchengabel in einer Untertasse, wärmte das Fleisch einige Sekunden in der Mikrowelle an - Adel verpflichtet -, verrührte das Ganze und stellte es der Katze hin. Die verschlang alles im Erstschlag - Nacht-Ruhe gesichert.
Mit der Zeit begriff Katz, dass sie nur nach dem umständlichen Prozedere überhaupt in den Genuss ihrer Leibspeise kam und hörte auf, dem Vatter während der Zubereitung maunzend, murrend und gurrend um die Beine zu streichen. Stattdessen blieb sie einfach so lange unsichtbar außerhalb der Küche, bis der Vatter die Untertasse auf den Küchenboden stellte. Exakt eben diesen Augenblick wählte Katz dann, um beiläufig, wie total zufällig aufzutauchen und sich über das Hack herzumachen.
De Vatter mutmaßte, dat de Katte nach Gehör de Arbeitsschritte mitverfolgte, um sich dann erst nach Fertigstellung des Mampfes zeitnah zu zeigen. Deshalb beschloss er, et Katz zu überlisten  --  ein Kampf der Titanen!!!

Sein Versuchsaufbau beinhaltete:
Besteckschublade (mit der Kuchengabel)
Geschirrschrank (mit Untertasse)
Kühlschrank (mit Gehacktes in Alufolie)
Küchenschrank (mit Tablettenblister)

Versuch #1:
Hack aus dem Kühlschrank nehmen, kurz in der Mikrowelle 'nuken', warten, Gabel holen, Tablette zerdrücken, warten, Tellerchen holen, alles schnell verrühren, bis 10 zählen, Teller hinstellen
Resultat: Katze erscheint auf die Sekunde, völlig entspannt aus dem Nichts und mampft das Hack weg.
...
Versuch #4:
Teller und Gabel stehen bereits seit dem Morgen parat. Früher Nachmittag: Hack gewärmt, bereits zerdrückte Tablette untergerührt und Tellerchen mit fließender Bewegung auf den Boden gestellt.
Resultat: Katze erscheint pünktlich wie lässig aus dem Nichts und verschlingt's.
...
Versuch #15:
Tablette liegt bereits zerstoßen auf dem Tellerchen vor (das am Vortag aus dem Schrank geholt wurde), Gehacktes in Folie wird in der Hosentasche aufgewärmt, Auspackgeräusch der Alufolie mit künstlichem Reiz-Husten überdeckt, der Mischvorgang auf dem Tellerchen leise mit dem Stiel eines gebrauchten Kaffeelöffels von der Spüle. Finale: De Vatter geht rückwärts auf Socken, um et Tellerchen auf den Boden zu stellen.
Resultat: Punktlandung: Katze erscheint relaxt aus dem Nichts und zieht sich's rein.

Endergebnis: Vatter (0), Katz (15)

De Vatter belegte de Katz mit Tiernamen und gab et Versuchen auf.
Dat Vieh war ihm einfach über.


Sonntag, 10. November 2013

Vatter 4: Mundharmonika

http://goo.gl/oxOOKc 
De Vatter spielte bereits "seit Olims Zeiten" (seine Formulierung) Mundharmonika. Er hatte eine kleine, durch das Bespielen matt gewordene Hohner, auf der er einmal die Woche in der Küchenecke stehend, sein komplettes Repertoire zum Besten gab. In der Regel waren et alte Volkslieder. Da de Vatter dat schon immer so machte, hatte et auch für uns Blagen nix Seltsames oder Peinliches, dat war eben so.
Wann immer de Vatter et Spielen anfing, verschwand unsere getigerte Hauskatze namens Katz, un tauchte erst wieder auf, wenn de Mundharmonika im Küchenschrank verstaut wurde.
Eines Tages beobachtete de Vatter, wat mit em Katz passierte, sobald er de ersten Töne von z.B. "Ick heff mol en Hamborger Veermaster sehn" durch de Hohner pustete:
Katz befiel ein nervöses Zucken entlang des Rückgrats, dann schien sich ihre Wirbelsäule zu verdrehen, sodass die Katze ganz schief wurde, gleichzeitig hatte es den Anschein, dass das Tier an manchen Stellen Dellen bekam, an anderen Stellen einfiel. Wie frisch von einem LKW überrollt, wankte, schleppte sich die Katze auf drei Pfoten durch den Türspalt und verschwand irgendwo im hintersten Winkel der Wohnung, sich zum Sterben zusammenkauernd.
Das war das wahre Elend im Tierreiche!
Da em Vatter dat elendige Katz arg zu Herzen ging, stellte er dat Mundharmonikaspielen zur Sicherheit vollständig ein. Et ging ihr einfach zu sehr an et Gemüt.


Sonntag, 3. November 2013

Et is en Elend inner Welt, spenden Sie!

http://goo.gl/quFx0x 
Ein Bekannter berichtete mir gestern, eine typische deutsche Arztfrau sei zu ihm in den Laden gekommen, um für "bulgarische Hunde" zu sammeln. Dies sei eine prima Gelegenheit gewesen, der Spendendosentante das hoch diskutable Element ihres Unterfangens mal ungefiltert entgegenzuschleudern. Der Bekannte gab zu, sich an diesem Tag vermutlich "eine neue Feindin" gemacht zu haben.
ru24 applaudiert hart!
Also: da Arme, Kinder, alte Leute, Behinderte, chronisch Kranke und Sterbende (vor allem aber unappetitliche Kombinationen derselben) sehr oft nach Pipi riechen, wenden wir uns dezent ab und sammeln lieber für Hunde an den Rändern Europas  --  gehts noch, ihr Spinner??

Außerdem: Bevor man "für bulgarische Hunde" sammelt, gäbe es auch hierzulande auch viel elendiges und besammelnswertes, notleidendes Tierreich:
  1. Blindschleiche (Anguis fragilis): In Deutschland leben Millionen Blindschleichen. Sehen Sie nicht weg! Das behinderte Tier hat nicht einmal einen Arm, um den Blindenstock zu halten! Keine Nase, keine Ohren = keine Blindenbrille! So viel Elend ist kaum vorstellbar! Spenden Sie noch heute an den Verein "Augenlicht für Blindschleichen" (AfB e.V.)!
  2. Kellerassel (Porcellio scaber): Milliarden und Abermilliarden sind betroffen! Während wir mittlerweile an lichten Orten mit Fenstern Heizungen und sogar fließendem Wasser wie die Könige leben, sind fast 99% der Kellerasseln dazu verdammt, ihr tristes Dasein an immerfeuchten Orten, vielleicht sogar unter Steinen in direkter Nachbarschaft zu anderem eklen Getier, sogar Gewürm zu fristen! So viel Elend ist kaum vorstellbar! Spenden Sie noch heute an den Verein "Holt die Kellerassel aus dem Keller" (HdKadK e.V.)!!
  3. behinderte Fledermäuse* (Talpa europaea). Ich habe mir diesen erschütternden Fall bis zuletzt aufgehoben. In Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, sind Millionen behinderter Fledermäuse dazu verdammt, flügellos in unterirdischen Röhren zu leben und nur hie und da kleine Hügel aufzuwerfen, ihre Nase herauzustrecken, um überhaupt mal Luft zu schnappen! Das ist doch kein Leben da unten im Dreck! So viel Elend ist kaum vorstellbar! Spenden Sie noch heute an den "Verein zur Rettung behinderter Fledermäuse" (VzRbF e.V.)!!!
    *) Danke an Manos für die Idee!
Et is en Elend inner Welt, spenden Sie!